Die Glocke Londons, Big Ben, soll zwecks Renovierung ihrer Umgebung für lange Zeit verstummen.

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Endlich schien es für Theresa May gut zu laufen: Daniel Craig hatte zugesagt, wieder als James Bond zur Inselrettung beizutragen. Unlängst noch wollte er sich eher die Pulsadern durchtrennen, als weiter im Dienste seiner Majestät Martinis zu schlürfen. Und nun doch.

May verspürte Rückenwind für ihre Brexit-Verhandlungen. Es soll Craig ja auch aus Mitleid für die Situation der Premierministerin zugesagt haben. Als Internationalist war er zwar gegen den EU-Austritt. Es galt jedoch nun, ganz Hartes zu verhindern.

Mays gute Laune währte jedoch nur kurz. Die Glocke Londons, Big Ben, soll zwecks Renovierung ihrer Umgebung für lange Zeit verstummen. Katastrophal für May; sie hätte Ben eine wichtige Position im Verhandlungsteam zur EU-Scheidung eingeräumt.

Verständlich also die Panik des Brexit-Ministers David Davis. Er nannte die drohende Pause "verrückt" und eine Gefahr für die seelische Stabilität des Landes. Die Mitbürger seien abhängig von Bens regelmäßigem Gesang – nicht zuletzt 007. Big Ben, die größte der Glocken im Elizabeth Tower, schlägt ja stündlich. Nun sollen dessen 120 Dezibel lediglich zu Ausnahmeanlässen erschallen.

May kann dies natürlich nicht hinnehmen, sie weiß: Erfahrenste Brüsseler Beamte ergreift Panik bei der Erinnerung an Big Sound. Premierministerin Margaret Thatcher hatte seinerzeit bei Verhandlungen den Glockensound stündlich – per Liveübertragung – erschallen lassen und dem Gegenüber so weitreichende Zugeständnisse abgerungen. Auf diesen – als Tradition getarnten – entnervenden Verhandlungstrick kann May so wenig verzichten wie Bond auf Martinis. (Ljubisa Tosic, 19.8.2017)