Betriebsversammlungen gab es bei Niki in der Vergangenheit viele. Die vor wenigen Tagen geplante zum Thema Gehaltserhöhungen kam nicht zustande. Diesmal geht es ans Eingemachte.

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Wien – Bei Niki in Wien herrscht wieder das Prinzip Hoffnung. Die Mitarbeiter wurden am Freitag über den Stand der Dinge informiert. So viel sei mittlerweile klar: Bis Ende August sollte das Geld nicht ausgehen. "Nach heutigem Stand sind wir bis dahin finanziert. Es gibt entsprechende Zusagen", sagt Betriebsratschef Stefan Tankovits. Zumindest die August-Gehälter seien gesichert.

Kanzleramtsminister Drozda (SPÖ) will die Fluglinie NIKI mit Geld versorgen, falls auch ihr – wie dem Mutterkonzern Air Berlin – die Pleite droht.
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Wie hoch der Finanzierungsbedarf ist, will er nicht sagen. Zuletzt war die Rede von 46 Millionen Euro, die Air Berlin Niki schulde. Niki hat bisher nicht Insolvenz angemeldet, hängt aber finanziell am Tropf der Mutter, bei der die Zahlungen der Fluggäste ankommen. In der Insolvenz sind Überweisungen aber nicht unproblematisch, weil es darum geht, möglichst viel Geld für die Gläubiger zu sichern. Von Entspannung ist man in Wien deswegen weit entfernt. Auch oder gerade weil sich herauskristallisierte, dass zunächst die Lufthansa über die Filetstücke der Mutter verhandelt.

Auf der Suche nach dem passenden Geschäftsmodell

"Unser Geschäftsmodell würde besser zu Condor oder Tuifly passen", sagt Tankovits. Doch auch mit dem Gedanken einer potenziellen Mutter Lufthansa freundet man sich mehr und mehr an. Gesetzt den Fall, dass die Lufthansa Niki zur Gänze übernimmt, hofft Tankovits zuallererst, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben. Im besten Fall würden die Mitarbeiter wieder weniger oft nach Deutschland pendeln müssen. Zwei Drittel des Geschäfts werden derzeit von dort aus abgewickelt, viele müssen etwa nach Hamburg oder Düsseldorf. Nur noch vier Maschinen stehen in Wien. Bei einer möglichen Zukunft im Kranich-Reich müsste sich das fliegende Personal wohl weniger Sorgen machen. Überschneidungen sieht Tankovits beim Bodenpersonal, 100 Mitarbeiter in der Administration, 100 in der Technik.

Auch mit einem anderen Szenario könnte Tankovits leben. Jenes, dass Tui, dessen Joint Venture mit Air-Berlin-Großaktionär Etihad im Sommer vergangenen Jahres überraschend aufgekündigt worden ist, wieder auf den Plan tritt. Die Tür sei nicht zugeschlagen, mutmaßen Insider. Andere gehen davon aus, dass auch Easyjet noch im Spiel ist. Die deutsche Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) stellte klar, dass aus Wettbewerbsgründen ohnehin mehr als eine Airline bei Air Berlin zum Zug kommen müsse.

Niki-Staatshilfe

Dass Wahlkampfzeit ist, merkt man indes nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich. Auch hierzulande werden Staatshilfe-Szenarien durchgespielt. Für den Fall, dass es doch zu einer Pleite komme, habe man bei Minister Jörg Leichtfried (SPÖ) wegen eines Regierungskredits vorgefühlt, sagt Tankovits. Umgehend wurde das Thema zur Chefsache. Österreich hat laut Kanzleramtsminister Thomas Drozda (SPÖ) eine "jederzeitige Unterstützung im Bedarfsfall zugesichert". Aber ein Worst Case, in dem sie nötig würde, sei sehr weit entfernt, betont man dort auf STANDARD-Anfrage.

Im Ernstfall spreche viel dafür, dass rettende Überbrückungshilfe, etwa in Form von Rettungs-, Restrukturierungsbehilfen oder Eigenkapitalspritzen, nach EU-Recht durchgehen könnte, sagt Peter Stockenhuber vom Juridicum in Wien und erinnert an die AUA, die vor dem Verkauf eine staatliche 500-Millionen-Infusion brauchte. Am lautesten dagegen hat übrigens damals Air Berlin protestiert. (rebu, 18.8.2017)