Lose verpackte Medikamente können ihre Wirkung verlieren, wenn die Luftfeuchtigkeit im Urlaubsland besonders hoch ist. Daher: Tabletten lieber im Blister lassen.

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Wer chronisch krank ist, muss nicht auf Fernreisen verzichten – vorausgesetzt der behandelnde Arzt gibt das medizinische Okay für den Urlaub. Dennoch ist dabei einiges zu beachten, vor allem da Medikamente mit ins Reisegepäck müssen. Bei Anwendung und Transport der benötigten Arzneien ist einiges zu beachten, heißt es von der unabhängigen Arzneimittel-Informationsplattform "Gute Pillen – Schlechte Pillen". Sie gibt Tipps, wie sich Probleme vermeiden lassen.

Menge des Medikaments: Bei Tabletten, die regelmäßig eingenommen werden, sollte neben der abgezählten Urlaubstageration auch eine kleine Reserve eingepackt werden, falls eine oder mehrere Tabletten verloren gehen.

Aufbewahrungsort und Temperaturen: Gerade bei weiten Flugreisen gehören Medikamente immer griffbereit ins Handgepäck oder in die Handtasche. Denn in der Flugkabine sind auch die klimatischen Bedingungen besser als im Frachtraum: nicht zu warm, nicht zu kalt. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil einige Präparate sehr temperaturempfindlich sind, zum Beispiel Insuline. Sie könnten im Frachtraum ab einer bestimmten Flughöhe einfrieren und wirkungslos werden. Übrigens: Eine handelsübliche Kühltasche kann den Transport der Medikamente erleichtern. Allerdings sollten die Mittel dann nicht direkt an den Kühlakkus anliegen.

Dosiersprays mit Treibgasen, wie sie etwa bei Asthma eingesetzt werden, gehören nicht in die direkte Sonne und auch nicht ins Handschuhfach im Auto.

Eine hohe Luftfeuchtigkeit kann die Wirksamkeit lose verpackter Tabletten beeinträchtigen. Sie sollten darum besser nicht vorab aus dem sogenannten Blister gedrückt und in diverse Behältnisse (täglich, wöchentlich) einsortiert werden. Wer darauf nicht verzichten will, sollte diese Durchdrückpackung mit einer Schere vorsichtig in kleine, ungeöffnete Einheiten zerlegen und einsortieren.

Die hohe Luftfeuchtigkeit beeinträchtigt auch die Funktion von Pulverinhalatoren bei Asthma oder chronischen Atembeschwerden: Das darin vorrätige feine Pulver kann verklumpen. Stattdessen können Betroffene rechtzeitig vor Reisebeginn mit dem Arzt klären, ob ein Aerosolspray infrage käme. Denn bei diesen Sprays wird der Wirkstoff mithilfe eines Treibgases fein verteilt.

Sicherheitskontrollen am Flughafen: Spritzen, Pens, Nadeln oder Lanzetten im Handgepäck sind in der Regel nicht erlaubt. Deshalb sollten sich zum Beispiel Diabeteskranke vor der Abreise eine ärztliche Bescheinigung ausstellen lassen, damit die Hilfsmittel mit an Bord dürfen. Weil es mit "Schein" trotzdem nicht immer reibungslos klappen könnte, ist es besser, schon bei der Buchung und beim Check-in konkret darauf hinzuweisen, warum die Spritzen und Co. mit ins Handgepäck müssen. Und: Unbedingt genügend Zeit am Flughafen einplanen.

Betäubungsmittelgesetz: Wer auf besonders starke Schmerzmittel, zum Beispiel Mittel mit Morphin, angewiesen ist, benötigt bei Reisen innerhalb des Schengen-Raums eine spezielle Bescheinigung. Wer außerhalb der EU zum Beispiel exotische Ziele ansteuern möchte, sollte sich rechtzeitig vor der Reise nach den Bestimmungen für sein Mittel erkundigen.

Zeitverschiebung: Bei bestimmten Erkrankungen müssen Medikamente nach einem festen Zeitplan eingenommen werden. Betroffene sollten daher vorher mit dem Arzt festlegen, wie es im Urlaubsland weitergehen soll.

Reisedurchfall: Vor der Reise sollte mit dem Arzt geklärt werden, was zu tun ist, wenn zum Beispiel Reisedurchfall dafür sorgt, dass Medikamente schneller ausgeschieden werden und dann nicht ausreichend wirken. (red, 21.8.2017)