Salzburg – Etwas versteckt im Gewerbegebiet des Salzburger Stadtteils Schallmoos hat eine alte Trachtenfabrik neue Nutzer bekommen. Wo in den 1960er-Jahren Nähmaschinen für die Fertigung von Dirndln und Trachtenjanker standen, sind im Mai sechs bildende Künstlerinnen und Künstler eingezogen. Die Kulturabteilung des Landes stellt ihnen dort günstige Arbeitsateliers zur Verfügung.

Am Stiegenaufgang hängen noch die längst verblichenen Werbeplakate für die Erzeugnisse aus der Trachtenfabrik. Ein alter Bauernkasten und eine passende Truhe am Eingang zu den Ateliers im ersten Stock versprühen den zünftigen Charme von damals.

Die verblichenen Werbeplakate für Trachtenmoden im Stiegenhaus zeugen noch von der Vergangenheit des Gebäudes.
Foto: Stefanie Ruep

Hinter der Tür unterteilen weiße Trennwände aus Holz die 600 Quadratmeter große Fläche in sechs Ateliers, die das Land den Künstlern zu einer Miete von 100 Euro im Monat zur Verfügung stellt. Ein Preis, für den man in Salzburg nicht einmal einen kleinen Lagerraum bekommt. Die Unterstützung des Landes ist für die Künstler deshalb unersetzlich. Eine Jury hat sechs Künstler aus 27 Bewerbungen ausgewählt. Die Ateliers des Landes sind für sie drei Jahre mit der Option auf Verlängerung nutzbar. Das Land hat sich vorerst für zehn Jahre eingemietet.

Gut erreichbar und doch versteckt

Unschlagbar sei auch die Lage, sagt Erik Hable, der eines der Ateliers nutzt. Sie würden gut erreichbar mitten in der Stadt liegen und doch etwas versteckt, wo man einen Rückzugsort habe. Der Baumarkt gleich um die Ecke sei zudem praktisch, um Materialien einzukaufen. Hable ist bildender Künstler und arbeitet an Installationen und partizipativen Stücken. Die fünf weiteren Künstler, Maria Juen, Markus Kircher, Stefan Kreiger, Isabell Rauchenbichler und Saskia Katharina Nagy, sind Maler.

Heute arbeiten im ersten Stock sechs Künstler in den Ateliers des Landes. Erik Hable (links), Isabell Rauchenbichler und Stefan Kreiger sind drei von ihnen.
Foto: Stefanie Ruep

Ins Rollen gebracht hat das Ganze die Initiative Super, die Besitzer leerstehender Gebäude und mögliche Zwischennutzer in Salzburg zusammenbringt. 2015 wurde Super gegründet. Auf die alte Trachtenfabrik seien sie durch Mundpropaganda gekommen, erzählt Stefan Heizinger von Super, der selbst bildender Künstler und Kulturarbeiter ist. Sie hätten mit dem Besitzer des Gebäudes Kontakt aufgenommen, um mit ihm über seine Vorstellungen für eine Zwischennutzung zu sprechen.

Stefan Kreiger zeigt seine Bilder in seinem Atelier.
Foto: Stefanie Ruep

Danach sei die Kulturabteilung der Stadt auf das Objekt aufmerksam geworden. Genau zur richtigen Zeit. Denn für die bisherigen Arbeitsateliers in der Jahnstraße ist der Mietvertrag des Landes ausgelaufen.

Von der Textilfabrik zum Kulturwerk

Super hat die Kulturabteilung des Landes und den Eigentümer zusammengebracht. Dank der Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit des Vermieters konnte der Vertrag schnell abgeschlossen werden, heißt es vom Land Salzburg. In nicht einmal einem Jahr wurden die Adaptierungen für die Ateliers umgesetzt. Eine große Küche dient als Gemeinschaftsraum. Auch sie ist ein Altbestand, der neu genutzt wird. Die Küche stammt aus dem Chiemseehof, dem Sitz der Salzburger Landesregierung, der derzeit komplett renoviert wird.

Von außen sieht die alte Trachtenfabrik noch wie ein Leerstand aus. Innen arbeiten seit Mai bereits sechs Künstler.
Foto: Stefanie Ruep

Heizinger und die Initiative Super haben aber noch weitere Visionen für das Gebäude. Im Erdgeschoß stehen noch über 600 Quadratmeter leer. "Dort könnten mehrere Kulturvereine einziehen und so ein Kulturwerk für Schallmoos entstehen", sagt Stefan Heizinger. (Stefanie Ruep, 22.8.2017)