Das Gebiet, dessen Namen fast niemand kennt, könnte eines der reichsten Länder der Erde sein: In der angolanischen Provinz Cabinda mit ihren rund 700.000 Einwohnern wird ein Gutteil des Öls gefördert, mit dem der 28-Millionen-Staat seine Grundbedürfnisse deckt und seinen Eliten einen luxuriösen Lebensstil ermöglicht. Dabei bestreiten viele in der Provinz, überhaupt zu Angola zu gehören.

Cabinda ist eine Exklave Angolas, die Provinz wird vom restlichen Land durch den 50 Kilometer breiten Meereszugang der Demokratischen Republik Kongo getrennt. Eine Zeitlang hatte das Gebiet unter der Herrschaft Lissabons auch Portugiesischer Kongo geheißen.

Dass es überhaupt zu Angola gehört, haben die Profiteure in Luanda wohl vor allem den Wirren um die demokratische Nelkenrevolution in Portugal 1974 und der eiligen Dekolonialisierung danach zu verdanken. Cabinda, das von Portugals Machthabern 1971 noch als unabhängig von Angola geführt wurde, ging als Provinz im neuen Staat auf. Die kurzfristige Ausrufung einer Republik im Jahr 1975 hielt nicht lange und fand international keine Anerkennung.

Strategische Unterstützung

Seither herrscht ein Krieg um Unabhängigkeit, der häufig still verläuft, aber immer wieder in Gewalt umschlägt. Rund 30.000 Menschen sind in den 41 Jahren, die er nun dauert, getötet worden. Zum Verhängnis wurde den Unabhängigkeitsbestrebungen auch die Logik des Kalten Krieges: Dennvor allem rechte, teils rechtsradikale Organisationen und auch das Südafrika der Apartheidzeit unterstützten die Unabhängigkeitsbewegung FLEC, von deren Erfolg sie sich eine Schwächung der linken MPLA und Zugriff auf günstiges Öl erhofften.

Nach dem Ende des Bürgerkriegs 2002 ging Luanda einmal mehr mit harter Hand gegen die Bestrebungen nach Selbstbestimmung vor, zugleich soll ein Gesetz die Gemüter beruhigen, das zehn Prozent der Öleinnahmen exklusiv Cabinda zuspricht und die Regierung zu Investitionen in die Infrastruktur des abseits der Ölförderung wenig entwickelten Gebiets verpflichtet.

Zu reichen scheint es nicht: Viele Bewohner des Gebietes beklagen Umweltschäden. Und sie sind auf Luanda auch deshalb schlecht zu sprechen, weil sie in ihrem täglichen Leben häufig Kontrollen und Checkpoints der Armee ausgeliefert sind, deren Mitglieder nicht selten Geld im Gegenzug für ein Ende der Durchsuchungen sehen wollen. (mesc, 22.8.2017)