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In Deutschland hagelte es nach dem Dieselgipfel jede Menge Kritik. Die Autoindustrie kam mit Minimalzusagen an die Millionen Dieselbesitzer davon. Teure Hardware-Nachrüstung erspart man sich.

Foto: AP/MichaelProbst

Wien – Im Umweltministerium weiß man schon, was man vom großangekündigten heimischen Dieselgipfel zu halten hat: wenig bis gar nichts. Man sei in keiner Weise eingebunden. "Das ist nicht ernst gemeint. Auch die Umweltdachverbände und NGOs sind nicht eingeladen", sagte eine Sprecherin von Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) auf STANDARD-Anfrage.

Im Verkehrsministerium sieht man das bekanntlich anders. Am Dienstag trifft Minister Jörg Leichtfried (SPÖ) die Vertreter der Autoimporteure. Mit am Tisch: Autohersteller aus unterschiedlichen Ländern – beim deutschen Gipfel waren nur die deutschen Autobauer geladen. Mit einem mageren Ergebnis wie in Deutschland werde man sich nicht zufriedengeben, hat Leichtfried wiederholt kundgetan.

Nun gehe es um Sofortmaßnahmen, um Zusagen auch für Österreichs Dieselbesitzer. Zur Erinnerung: In Deutschland haben sich BMW, Daimler, Opel und Volkswagen zu einer "freiwilligen" Software-Umrüstung auf Herstellerkosten bereiterklärt – für deutsche Dieselbesitzer. In den mehr als fünf Millionen betroffenen Autos in Deutschland sind 2,5 Millionen VW-Fahrzeuge inkludiert, für die schon Abgasnachbesserungen angeordnet sind. Umgerüstet werden Autos der Emissionsklasse Euro 5 und teilweise Euro 6.

Foto: APA/Statistik Austria

Um ältere Dieselfahrzeuge von den Straßen zu bekommen, dachten sich die Hersteller Umstiegsprämien in unterschiedlicher Höhe aus. "Unsinnsprämie" nannte sie ein Kritiker. Eine "Ökoprämie" für umweltfreundliche Modelle stellt sich dagegen Leichtfried vor.

Hardware-Lösung wirkt

Geht es nach den Kritikern des Dieselgipfels in Deutschland, dann reicht ein Software-Update vielfach nicht aus, um den gesetzlichen Vorgaben zu genügen. So erklärte der Autofahrerklub ÖAMTC im Vorfeld des Gipfels, dass Hardware-Nachrüstung zwar eine Menge Geld koste – allein die Materialkosten beliefen sich auf 1500 Euro –, aber im Gegensatz zur Software-Nachrüstung verlässlich funktioniere, "anders als die deutschen Autohersteller sagen", so Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung.

Eigene Messungen hätten ergeben, dass sich etwa nach dem Einbau einer modernen Stickoxidfilterung (SCR) der Stickoxidausstoß eines alten VW Passat um mehr als 90 Prozent verringert habe. Beim ARBÖ heißt es, Autofahrer müssten "endlich bekommen, was sie gekauft haben". Wenn dafür Hardware vonnöten sei, müsse die Industrie in den sauren Apfel beißen. Auch der Verkehrsclub Österreich hat wiederholt erklärt, dass er ein Software-Update für nicht ausreichend hält. Die heimische Automobilindustrie verweist – wie die deutschen Kollegen – stets auf die volkswirtschaftliche Bedeutung der Branche und warnt vor hohen Kosten. Immerhin seien 250.000 Arbeitsplätze hierzulande direkt und indirekt auf den Diesel zurückzuführen.

Hardware-Nachrüstung unwahrscheinlich

Dass Österreichs Dieselbesitzer in den Genuss einer Hardware-Nachrüstung kommen, ist aber ohnehin eher unwahrscheinlich. Leichtfried hält zwar eine technische Nachrüstung für sinnvoll, eine explizite Forderung beim Gipfel wird dies aber nicht sein.

Für den großen Wurf vertröstet er auf Herbst. Dann werde es zu einem "Prozess" in Sachen Abgasreduktion kommen. Der Auftakt könne Ende September erfolgen, so der zuständige Minister dann noch Leichtfried heiße. Dann seien auch NGOs, Industrie, Bundesländer und Autofahrerklubs geladen. Das Umweltministerium steht auch da nicht auf der Gästeliste. "Weil man sich dort zum Thema noch nicht geäußert hat", heißt es im Leichtfried-Büro. (rebu, 21.8.2017)