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Ein Screenshot einer Online-Petition, die in Kürze hunderte Unterstützer hatte.

Foto: AP

Peking/Wien – Der traditionsreiche Wissenschaftsverlag Cambridge University Press (CUP) gab am Montagabend bekannt, dass die 315 blockierten Artikel der wissenschaftlichen Zeitschrift "The China Quarterly" auch in China wieder verfügbar sein werden. Damit reagierte der Verlag auf heftige internationale Kritik. Wissenschafter weltweit kritisierten den Verlag, sich Chinas Zensoren zu beugen.

In der Aussendung der Universität von Montagabend hieß es nun: "Die akademische Freiheit ist das vorrangige Prinzip, auf dem die Universität Cambridge beruht." Daher sei die Blockade der Artikel in China mit sofortiger Wirkung aufgehoben worden. In der Erklärung wurde außerdem betont, dass die Blockade ohnehin nur eine temporäre Entscheidung gewesen wäre, bis die akademischen Entscheidungsträger der Universität die chinesischen Importeure der Publikationen zu weiteren Gesprächen getroffen hätten.

Cambridge University Press ruderte in einer Erklärung am Montagabend zurück.

Ursprünglich war Ende vergangener Woche bekannt geworden, dass der Verlag 315 Artikel, die in den vergangenen Jahrzehnten in der renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift "The China Quarterly" erschienen waren, in China blockiert würden. Der Verlag hatte erklärt, dass die chinesische staatliche Verlags- und Pressebehörde (GAPP) dies gefordert habe. Wenn sie den Forderungen nicht nachkommen würden, würden alle Inhalte der Zeitschrift in China blockiert werden.

Sturm der Entrüstung unter Wissenschaftern

Die ursprüngliche Aussendung ging wie ein Lauffeuer durch die Reihen der akademischen Institutionen weltweit. Auf der Liste der blockierten Artikel standen Titel wie "Outcry from a Red Guard Imprisoned during the Cultural Revolution", "China's Universities since Tiananmen: A Critical Assessment", "The Death Penalty in Post-Mao China" oder "Dynamics of Political Resistance in Tibet". Die blockierten Artikel behandelten also allesamt kontroverse Themen wie das Tiananmen-Massaker, Tibet, die Kulturrevolution oder auch die Uiguren in Xinjiang.

Wissenschafter protestierten lautstark: Ein Sturm der Entrüstung rollte in den sozialen Medien los, Petitionen an den Verlag wurden organisiert. Auf Facebook kursierten diverse Cartoons.

Cartoons, die die Blockade der Artikel anprangerten, zirkulierten am Wochenende auf Facebook.

Die Reaktionen auf die aktuelle Aussendung der Universität fielen durchwegs positiv aus. Ein Twitter-User kommentierte die Aussendung mit: "Ja! So soll das sein. Das Vertrauen in CUP ist wieder hergestellt. Die Wahrheit muss nichts fürchten, schon gar nicht die lächerlichen chinesischen Zensoren."

Zensur der Aussendung in China blockiert

Der Guardian berichtete unterdessen, dass die chinesisch-sprachige Aussendung der Universität von Chinas Behörden zensuriert wurde. Die Aussendung wurde ursprünglich über den Weibo-Auftritt der Universität – etwa dem chinesischen Equivalent zu Twitter – veröffentlicht. Weniger als zwölf Stunden nach der Veröffentlichung war sie nicht mehr aufrufbar. (saw, 22.8.2017)