Die Fahrplandaten der Wiener Linien stehen nun auch über Google Maps zur Verfügung. Noch nicht aber die Echtzeitdaten.

Foto: Wiener Linien / Thomas Jantzen

Es hat lange gedauert, nun ist es so weit: seit Montag stehen Fahrplaninformationen der Wiener Linien auch über Google Maps zur Verfügung. Nutzer können damit in der App und über die Browser-Version Routen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln berechnen. Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Denn nicht alle Daten wurden integriert und auch sonst gibt es an der Open Data-Front noch einiges zu tun.

"Riesiger Schritt", aber noch mit Einschränkungen

"Die Wiener Linien haben mit der Veröffentlichung der Daten im GTFS-Format einen riesigen Schritt unternommen. Sie sind damit das erste und einzige Verkehrsunternehmen (Anm.: in Österreich) das ihre Daten nicht nur als Open Service, sondern als Open Data anbietet", sagt Entwickler Patrick Wolowicz zum STANDARD. Mit der Initiative "Offene Öffis" setzt er sich seit Jahren für Open Data ein. Der Unterschied zwischen Open Service und Open Data: Beim Open Service stellen Apps Anfragen an die Server der Wiener Linien und bekommen die Antwort für die jeweils angefragte Route. Das ist seit 2013 möglich. Google verlangt jedoch die gesamten Informationen im GTFS-Format. Das haben die Wiener Linien nun getan.

Allerdings gibt es noch Einschränkungen. Denn in dem von Google bevorzugten Format stellen die Wiener Linien derzeit nur die Fahrplan- und Geodaten der Haltestellen bereit. Das reicht aus, um Routen berechnen zu lassen. Ausfälle, Störungen und Verspätungen werden aber nicht berücksichtigt, da die nun veröffentlichten Informationen keine Echtzeitdaten beinhalten. Diese sind weiterhin nur über den Open Service abrufbar. "Die Wiener Linien müssten hier also noch einen GTFS-RT Feed nachlegen, damit die Daten genauso gut sind wie die in den Open-Service-Apps und Apps wie Qando (Anm. eine App der Wiener Linien)", so Wolowicz. Das sei aufwändiger, weil diese Daten ständig neu berechnet werden müssen, in einigen anderen Städten ist es aber bereits der Fall. Die Wiener Linien haben diesbezüglich derzeit keine Pläne, heißt es auf Nachfrage. Entwickler können auf Echtzeitdaten über den bisherigen Service zugreifen. Diese aber für Google im gewünschten Format zur Verfügung zu stellen sei ein zu großer organisatorischer und finanzieller Aufwand, sagt Sprecherin Johanna Griesmayr.

Handlungsbedarf in anderen Bundesländern

Ein weiteres Problem: die Daten enden an der Stadtgrenze, da andere Verkehrsbetriebe ihre Daten noch nicht in dem Format aufbereiten. "Linz und die Steiermark bieten einen Open Service an, alle anderen Verkehrsbetriebe bieten nichts an", so der Entwickler. In Google Maps sind zumindest auch die Daten der ÖBB vorhanden – allerdings nur in Google Maps. Anderen Anbietern gibt die Bahn diese Daten nicht – dafür wurde sie bereits oft kritisiert.

Bei "Offene Öffis" fordert man daher, dass die Verkehrsauskunft Österreich (VAO) alle Daten als Open Data freigibt. Sie bekommt schließlich alle Daten der Verkehrsbetriebe. Im April hieß es seitens der VAO zum STANDARD allerdings, dass die Datenweitergabe nur bei den Verkehrsbetrieben selbst erfolgen könne. "Das ist schade, denn mit den Daten der Verkehrsauskunft Österreich könnte man unzählige Apps in ganz Österreich funktionieren lassen, potenziell auch Google Maps. Auf einen Schlag wäre dann Österreich eines der innovativsten Länder was Verkehrsdaten und Apps betrifft", meint Wolowicz.

Er sieht die Politik in der Verantwortung. Open Data ist auch ein Punkt im sogenannten Plan A von Bundeskanzler Christian Kern. Ob dieser nun auch für die Veröffentlichung der Wiener Linien-Daten ausschlaggeben war, ist nicht bekannt. "Ich würde mich aber natürlich freuen wenn Open Data bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln und bei der Verkehrsauskunft Österreich zum Wahlkampfthema wird. Österreichs Wirtschafts- und Umweltziele, sowie die BürgerInnenzufriedenheit, würden hiervon profitieren", so der Entwickler. (Birgit Riegler, 23.8.2017)