Admiral Joseph Aucoin wollte in ein paar Wochen in Pension gehen

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Die "USS John S. McCain" wurde auf der Backbordseite gerammt

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Die USS Fitzgerald nach ihrem Zusammenstoß mit einem Handelschiff, 18. Juni

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Washington/Tokio – Nach mehreren Kollisionen von US-Kriegsschiffen mit anderen Schiffen im asiatischen Raum ist der Kommandant der Siebenten Flotte abgesetzt worden. Vize-Admiral Joseph Aucoin sei von seinen Aufgaben entbunden worden, weil "das Vertrauen in seine Kommando-Fähigkeit verloren gegangen" sei, teilte die US-Marine am Mittwoch mit. Aucoin wird demnach von Konter-Admiral Phil Sawyer abgelöst.

Die US-Marine will in einer umfangreichen Untersuchung aufklären, welche Ursachen hinter den Schiffsunglücken der vergangenen Monate stehen. Zuletzt war am Montag der Zerstörer "USS John S. McCain" nahe der Straße von Malakka mit dem liberianischer Flagge fahrenden Tanker "Alnic MC" kollidiert. Zehn Seeleute wurden vermisst gemeldet, fünf wurden verletzt.

Die Siebente Flotte ist das Herzstück der US-Militärpräsenz in Asien, das Hauptquartier befindet sich in Japan. Aucoin wurde im September 2015 zum Kommandanten ernannt, er war seit fast vier Jahrzehnten bei der US-Marine und sollte laut US-Medienberichten bald pensioniert werden.

Suche nach Fehlerquellen

Der Chef der US-Marineoperationen, Admiral John Richardson, ordnete an, dass mit den Besatzungen der Schiffe innerhalb einer Woche Besprechungen über die Arbeitsweisen auf den Kriegsschiffen anberaumt werden müssten, um Fehlerquellen ausfindig zu machen. Die BBC meldet, dass alle US-Kriegsschiffe weltweit von einer kurzfristig ausgerufenen "Operationspause" betroffen seien, was äußerst selten vorkomme.

Admrral Richardson wollte nicht ausschließen, dass eine Cyberattacke hinter dem jüngsten Unglück stehen könnte. "Wir gehen allen Eventualitäten nach", sagte er. "Das haben wir schon im Fall der 'Fitzgerald' gemacht."

Am 17. Juni war der US-Zerstörer "USS Fitzgerald" vor der japanischen Küste mit einem Containerschiff zusammengestoßen, sieben Seeleute kamen ums Leben. Das US-Kriegsschiff wurde bei dem Unfall schwer beschädigt. Im Pazifik ereigneten sich in den vergangenen Monaten zwei weitere Zwischenfälle, die in der Öffentlichkeit weniger Beachtung fanden: Im Jänner lief die "USS Antietam" unweit von ihrem Stützpunkt in Japan auf Grund, im Mai stieß die "USS Lake Champlain" mit einem südkoreanischen Fischerboot zusammen.

GPS-Störung im Schwarzen Meer

Er halte es für möglich, dass die GPS-Steuerungen der US-Kriegsschiffe sabotiert würden, sagte der Chef des Cybersicherheitsunternehmen Votiro, Itar Glick. Wenn solche Attacken von einem Staat unterstützt würden, gebe es hinreichende "Ressourcen", sagte Glick. Er verwies darauf, dass bei einer GPS-Störung im Schwarzen Meer im Juni die Steuerung von rund 20 Schiffen ausgefallen sei.

Zachary Fryer-Biggs vom weltweit operierenden Analyse-Unternehmen IHS Markit wies darauf hin, dass selbst bei einer GPS-Störung Kontrollmechanismen greifen müssten, die eine Kollision ausschließen. Admiral Richardson erklärte, die nun erforderliche interne Kontrolle solle besonders darauf achten, "wie wir unsere Arbeit auf der Kommandobrücke erledigen".

Marineexperte Jürg Kürsener erläutert in der "NZZ", dass Schiffe wie die "John McCain" nachts oft mit minimaler Beleuchtung unterwegs sind. Ob dies auch in der stark befahrenen Strasse von Singapur so war, ist derzeit nicht bekannt. (red, APA, AFP, 23.8.2017)