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Mitglieder der thailändischen Red-Bull-Miteigentümerfamilie, vorne: Der inzwischen per Haftbefehl gesuchte Vorayuth und seine Mutter Daranee beim Grand Prix in Abu Dhabi im November 2016.

AP

Wien/London – Die Hälfteeigentümer der Red Bull GmbH, die thailändische Yoovidhya-Familie, erweckt derzeit wegen verschachtelter Unternehmenskonstruktionen in Steueroasen wie den British Virgin Islands das Medieninteresse. Die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) hat den Gesellschaften der Yoovidhya-Familie soeben einen umfassenden Bericht gewidmet.

Ausgangspunkt der Geschichte ist das Vereinigte Königreich. Dort wird der Energydrink über einen lokalen Ableger, die Red Bull Company Limited, vertrieben. An diesem Unternehmen ist mit 25 Prozent die Konzernmutter Red Bull GmbH mit Hauptsitz in Fuschl am See beteiligt, deren Geschäftsführer Dietrich Mateschitz ist. Die anderen 75 Prozent hält eine Jerrard Company Ltd. Dieses Unternehmen ist laut AP eine auf den British Virgin Islands gemeldete Gesellschaft, die der Yoovidhya-Familie zuzurechnen ist. Die Gesellschaft soll demnach von der panamesischen Kanzlei Mossack Fonseca gegründet worden sein. Mossack Fonseca ist jene Kanzlei, die im Zentrum der Enthüllungen zu den Panama Papers gestanden ist, in dessen Rahmen rund elf Millionen geheimer Dokumente an die Öffentlichkeit gelangten.

Tausende Briefkastenfirmen

Die Unterlagen zeigen, wie die Kanzlei systematisch tausende Briefkastenfirmen gegründet hat. Mit diesen konnten wohlhabende Kunden – die Palette reicht von Politikern über Unternehmer bis hin zu Spitzensportlern und Künstlern – ihr Vermögen und ihre Unternehmensbeteiligungen verschleiern. In den Firmenbüchern schienen dann nur von Mossack Fonseca eingesetzte Scheindirektoren auf. Die Firmen gehörten sich oft gegenseitig, sodass der wahre Eigentümer nicht feststellbar ist. Oft dienen diese Konstruktionen der Steueroptimierung.

Laut Associated Press kontrolliert die Yoovidhya-Familie ein halbes Dutzend Offshore-Unternehmen in Steueroasen. Allein der Zufall sorgte dafür, dass die Gesellschaften der Familie zugeordnet werden können. In Thailand wird Vorayuth Yoovidhya, der Enkelsohn des verstorbenen Red-Bull-Mitbegründers Chaleo Yoovidhya, per Haftbefehl gesucht. Er soll im Jahr 2012 einen Unfall mit seinem Ferrari verursacht haben, bei dem ein Polizeibeamter starb. Er entzieht sich seit Jahren dem Verfahren, die thailändische Justiz gab lange an, er sei unauffindbar.

Londoner Luxusanwesen

Associated Press fand ihn jedoch im Frühjahr in einem Londoner Luxusanwesen, das der Familie zugerechnet wird. Eigentümer dieses und vier weiterer Londoner Nobelimmobilien ist jedoch eine Gesellschaft namens Karnforth Investments. Diese wurde in den British Virgin Islands gegründet, wie die Panama Papers zeigen. Karnforth hat lediglich einen Gesellschafter, nämlich die erwähnte Jerrard Company, Haupteigentümerin von Red Bull im Vereinigten Königreich. Jerrard steht im Eigentum einer anderen Offshore-Gesellschaft, die selbst eine weitere Gesellschaft kontrolliert, die in den Panama Papers auftaucht.

Diese Unternehmen teilen sich nicht nur zahlreiche Direktoren, die nach außen hin als Vertreter fungieren, sie haben sich auch immer wieder gegenseitig zinslose Millionenkredite vergeben, schreibt AP. Red Bull selbst war nicht für eine Stellungnahme für den STANDARD erreichbar. An der Salzburger Muttergesellschaft hält Dietrich Mateschitz über die Distribution & Marketing GmbH 49 Prozent der Anteile. Der Rest ist der thailändischen Dynastie zuzurechnen. (szi, 24.8.2017)