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KI ist nicht nur wegen Science-Fiction-Streifen wie Terminator oder Blade Runner mit Ängsten behaftet.

Foto: Reuters

Roboter und andere potenziell auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierende Systeme werden sich das Vertrauen der Menschheit erst hart erarbeiten müssen. Das zeigte eine Diskussion Mittwochabend im Vorfeld der Alpbacher Technologiegespräche, bei der sich KI-Experte Sepp Hochreiter (Uni Linz) und Medienpsychologin Martina Mara vom Ars Electronica Futurelab humorigen bis kritischen Fragen stellten.

"Ich bin vor allem an der Vorhersehbarkeit von Roboterverhalten interessiert"

Mara beschäftigt sich in ihrer Forschung verstärkt mit der Frage, wie Roboter aussehen, kommunizieren und sich verhalten sollten, damit sich Menschen im Umgang mit ihnen sicher und wohlfühlen. "Ich bin vor allem an der Vorhersehbarkeit von Roboterverhalten interessiert", beschrieb sie bei der vom Club Alpbach Oberösterreich and dem Think-Tank Academia Superior veranstalteten Diskussion einen Zugang, der auch bei der Autoindustrie auf Interesse stößt. Diese arbeitet bereits unter Hochdruck daran, das autonome Fahren salonfähig und alltagstauglich zu machen.

Hochreiter, der das künftige Labor für Artificial Intelligence (AI LAB) an der Universität Linz leiten wird, hat schon vor gut 20 Jahren auf dem Gebiet KI, genauer im Bereich der neuronalen Netzwerke, Pionierarbeit geleistet. Diese Netzwerke sind in ihrer Funktionsweise dem menschlichen Gehirn nachempfunden, machen also zunächst eine Lernphase durch, bevor sie ihren eigentlichen Zweck erfüllen.

"Deep Learning"

Dieses "Deep Learning" ist es aber, "was heute die KI-Forschung treibt", sagte Hochreiter. Dabei werden künstliche neuronale Netze mit vielen Schichten zur Lösung komplexer Aufgabenstellungen durch Lernen aus Beispieldaten angewendet. Im Falle des autonomen Fahrens hieße das, statt in das Auto hinein zu programmieren, wie es in jeder einzelnen Situation reagieren soll, lässt man es selbst lernen.

Nicht ohne Süffisanz merkte Hochreiter an, dass zu Beginn seiner Forschungen keiner der großen IT-Riesen Interesse gezeigt hatte. Was heute jedes Smartphone für die Erkennung von Sprache und Bildern oder die Analyse von Texten eingebaut hat, basiert auf Long Short-Term Memory-Netzen. Heute ist das die führende Methode für Sprachverarbeitung und Textanalyse. Tritt heute ein IT-Multi wie Google mit diesbezüglichen Fragen an ihn heran, rät Hochreiter stets, seine Arbeiten von vor 20 Jahren zu lesen.

Technisch scheint heute bereits weit mehr möglich zu sein, als bisher am Markt umgesetzt wurde. Nicht unwesentlich ist nämlich nach wie vor der menschliche Faktor, mit allen seinen emotionalen, irrationalen Schattierungen. Was autonome Autos von öffentlichen Straßen ausbremst, sind vor allem ethisch-moralische und juristische Fragen – wie das bekannte Dilemma, wie sich ein KI-Auto in einer Gefahrensituation entscheiden sollte, in der es so gut wie sicher Unfallopfer geben wird.

Terminator oder Blade Runner

KI ist nicht nur wegen Science-Fiction-Streifen wie Terminator oder Blade Runner mit Ängsten behaftet, die damit zu tun haben, Maschinen könnten sich gegen Menschen wenden. Entscheidend ist es daher, bereits beim Design anzusetzen, um diese Ängste zu entkräften. Mara ist aber vehement dagegen, dem mit einem möglichst anthropomorphen Design zu begegnen. "Man sollte Maschinen so designen, dass sie sofort als Maschinen identifizierbar sind", verwies sie auf ein als "uncanny valley" oder Akzeptanzlücke bezeichnetes Phänomen.

Dieses besagt, dass zu menschenähnliche Maschinen nicht Vertrauen, sondern Gänsehaut evozieren. "Sobald Roboter uns weismachen wollen, sie seien menschlich, wird es gruselig. Je näher uns die Roboter kommen, umso unangenehmer wird es." Mara knüpft an Roboter in der Pflege nicht die Hoffnung, dass diese den menschlichen Kontakt ersetzen, sondern im Gegenteil, dem menschlichen Pflegepersonal mehr Freiräume für Empathie in der täglichen Arbeit zu ermöglichen.

"Wird Android auf meinem Smartphone in fünf Jahren meinen Mühlviertler Dialekt verstehen?"

Entsprechend von Vorsicht, aber auch von Humor geprägt waren die zahlreichen Fragen aus dem Publikum: "Werden wir es mögen, komplett von Robotern umgeben zu sein?" "Wann werden autonome Autos voll ausgerollt werden?" "Wird Android auf meinem Smartphone in fünf Jahren meinen Mühlviertler Dialekt verstehen?"

Antworten darauf konnte es verständlicherweise nur bedingt geben. Hochreiter verwies auf die Möglichkeit, einen geschützten Raum, eine Art Kindergarten für Autos zu schaffen, in der diese langsam das Verhalten auf Straßen und dem Menschen gegenüber erlernen können: "Auch Autos sollen einen Führerschein machen." Den breiten Markteintritt für autonome Fahrzeuge schätzt Hochreiter mit 2024 ein, Mara glaubt, dass es erst in 20 Jahren so weit sein wird. Was die Erkennung des Mühlviertler Dialekts betrifft? "Im Prinzip heute schon", sagte Hochreiter, das sei lediglich eine Frage, wie viel Feedback man dem Smartphone gebe.