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Wien – Da der STANDARD unbeirrbar auf den Pfaden der Exzellenz wandelt, kommt, ungeschriebenen wie auch geschriebenen Gesetzen folgend, das Wichtigste zuerst. Kürzlich wurde eine Kollegin auf einen Spielbericht aufmerksam. Nichts hatte dies mit dem Schmieranski, alles mit rekordmeisterlicher Anziehungskraft zu tun. Besagte Kollegin drückte also ihr Nichtverstehen hinsichtlich des Auftauchens des STANDARD-Privatorakels in eben jenem Geschreibsel aus. Um solches Ungemach hintanzuhalten wird also Reinhard Weidinger diesmal ganz sicher nicht erwähnt werden.

Des Weiteren: Die letzte Bundesliga-Begegnung zwischen Rapid und den Linzern aus Pasching liegt nun schon einige Zeit zurück. Begeben hatte sie sich im Mai 2011, die Hütteldorfer sich auswärts mit 2:1 durchgesetzt. Die Namen der Torschützen klingen wie aus vergangenen Jahrhunderten herübergeweht: Leonhard Kaufmann, Markus Heikkinen, Hamdi Salihi. Insgesamt traf man sich seit der Saison 74/75 92 Mal, 48 Erfolgen Rapids stehen 21 des LASK gegenüber. Die erfolgreichsten Goleadore der also durchaus als traditionsreich zu bezeichnenden Auseinandersetzung sind ein Wink der Historie. Helmut Köglberger netzte elf Mal für die Schwarz-Weißen, Hans Krankls Ausbeute von 28 Treffern ist wohl eine, deren Gültigkeit die Ewigkeit ankratzen dürfte.

Ljubicic und Berisha debütieren

Rapid-Trainer Goran Djuricin, der unmissverständlich drei Punkte eingefordert hatte, stellte dem bisher einen so fähigen Eindruck hinterlassen habenden Aufsteiger eine im Vergleich zur Niederlage gegen Sturm deutlich veränderte Formation gegenüber. Im defensiven Mittelfeld debütierte der aus Wiener Neustadt zurückbeorderte Dejan Ljubicic, Mario Sonnleitner kehrte in die Innenverteidigung zurück und Joelinton fettete den zuletzt aus Giorgi Kvilitaia bestehenden Solosturm zu einem Duo auf. Auch der LASK hatte einen Neuen zu bieten: Mergim Berisha, wenig mehr als 24 Stunden eher vom Salzburger Farm-Team Liefering ausgeliehen. Der 19-jährige Stürmer sollte den avisierten Umschaltereien den finalen Touch verleihen, so zumindest der Wunsch von Trainer Oliver Glasner.

Rapids Bemühen, den Taktstock von Beginn weg an sich zu reißen, war unübersehbar. Es fand Ausdruck in drei rasch hintereinander erdrückten Cornern. Ebenfalls deutlich wurde allerdings, dass der LASK funktioniert, und zwar als Kollektiv mit Selbstbewusstsein. Die sich im Verteidigungsfall zu einer Fünferkette massierende Linzer Phalanx servierte resolut ab, was die Gastgeber sich anschickten, aufzutragen. Nach einer Viertelstunde fand der freigeistig schwebende Thomas Murg linkerhand Platz vor, schloss aber nicht zwingend genug ab, um Keeper Pavao Pervan zu überwinden. Zudem übersah er den hinterlaufenden Boli Bolingoli, dessen Aussichten wohl noch besser gewesen wären.

Eine Führung als Balsam für die Nerven

Viel mehr war nicht, und schon schien ein Verfall der Wiener in horizontale Behäbigkeit in der drückendwarmen Luft zu liegen. Da gelang Rapid, was dem LASK vorgeschwebt war: zügig konternd legte Louis Schaub dem diesmal rechts daherkommenden Murg einen wunderbaren Pass in den Lauf. Kühl bleibend schob der zum 1:0 ins lange Eck ein (22.). Felix Luckeneder trug sein Scherflein bei, indem der Linzer Verteidiger, am falschen Mann orientiert einrückend, den Weg erst freigab. Und wer hatte zu Beginn dieser Ereigniskette den Ball überhaupt erst erkämpft? Natürlich Ljubicic.

Revolutionäres begab sich hernach mitnichten. Immerhin erhielt das Nervenkostüm der Rapidler eine Erholungspause, Grün-Weiß hatte die Angelegenheit bis zur Pause recht sicher im Griff. Hexereien waren hierzu nicht vonnöten, brave Solidität reichte. Dies deshalb, da die Athletiker eine offensive Nichtexistenz lebten, die sich gewaschen hatte. So selten wie ein schwarzer Schwan kam es vor, dass die Linzer wenigstens die Nähe des Rapid-Strafraums erreichten. Die Zeit bis zur Pause verbrachte die Partie plätschernd.

Linz erwacht

Wie anders die Fortsetzung! Veritabler Kuddelmuddel in der Rapid-Defensive: Sonnleitner und Bolingoli hielten sich gegenseitig in Schach, ehe der Belgier dem Kollegen das Gurkerl gab und Berisha nur noch Keeper Richard Strebinger vor sich hatte, diesen jedoch anschoss (46.). Der LASK war nun putzmunter, Passivität Schnee von gestern. Peter Michorl und Rajko Rep ließen das Chancenkonto in kurzer Folge auf schwindelerregende drei Gelegenheiten anschwellen (50.). Rapids Antwort blieb einmal mehr Murg vorbehalten, der Kvilitaia in Aktion brachte. Der Georgier visierte auch gar nicht übel an, doch Pervan war sein Meister und drehte den Schuss um die Stange (51.).

Grün-Weiß war nun einsilbig geworden, das verwandelte Linzer Wesen legte Unzulänglichkeiten grausam bloß. Angeführt vom Dynamik mit Technik nahtlos vermählenden Bruno Felipe Souza da Silva, ließen die Gäste die allein in Potemkinscher Ausprägung vorhandene Stabilität der Wiener in sich zusammenfallen. Immerhin: nach dem x-ten Corner kanonierte Kapitän Stefan Schwab auf Weltklasseniveau Richtung Pervan, der erneut nicht zu überwinden war (67.). Kein Zweifel, im Allianz-Stadion stand nun ein richtiges Match auf der Speisekarte.

Hin und her

In der 79. Minute machte der kurz zuvor eingewechselte Philipp Schobesberger von sich reden, als er einen zu ihm geprallten Ball Richtung Gehäuse sandte. doch auch knapp über der Grasnarbe erwies sich Pervan als tadellos. Glasner verordnete seinem Team im Finish mit Marko Raguz noch eine Dosis Offensive, der Stürmer kam anstelle von Michorl (83.). Die goldene Gelegenheit zum durchaus nicht unverdienten Ausgleich bot sich jedoch Bruno: Rapids Abseitsfalle hatte sich als Witz entpuppt, der 23-jährige Brasilianer kam aber zum zweiten Mal nicht an Strebinger vorbei (88.).

Da Referee Markus Hameter sich für die Zugabe von vier Minuten Nachspielzeit entschied, bekam Joelinton noch die Gelegenheit, endgültig den Beweis anzutreten, dass an diesem Tag wahrlich alles möglich gewesen wäre: im Zentrum mustergültig von Schobesberger bedient, entpuppte sich das Ziel jedoch zu niedrig für ihn (90+1). Dann kam das Ende. Der LASK hätte Rapid ohne weiteres die Butter vom Brot nehmen, die Wiener ihrerseits den ersten Heimsieg der Saison auch deutlicher gestalten können. Beides wollte nicht sein. Djuricin wird trotzdem hörbar aufgeatmet haben. (Michael Robausch – 26.8. 2017)

Bundesliga (6. Runde):

SK Rapid Wien – LASK Linz 1:0 (1:0)
Allianz Stadion, 19.400 Zuschauer, SR Hameter.

Tor: 1:0 (22.) Murg

Rapid: Strebinger – Pavelic, Sonnleitner, M. Hofmann, Bolingoli – Schaub (72. Schobesberger), Ljubicic (78. Auer), Schwab, Murg – Joelinton, Kvilitaia (89. Galvao)

LASK: Pervan – Ramsebner, Trauner, Luckeneder (46. Pogatetz) – Ranftl, Erdogan, Michorl (83. Raguz), Ullmann – Rep (76. Riemann), M. Berisha, Bruno

Gelbe Karten: Schwab, M. Hofmann, Ljubicic, Pavelic bzw. Trauner, Michorl