Dass sich Michael Häupl maximal drei Monate nach der Nationalratswahl von der Spitze der Wiener SPÖ zurückziehen wollte, ist seit Frühjahr bekannt. Nun ließ der Wiener Bürgermeister die Öffentlichkeit wissen, dass Ende Jänner der Wechsel stattfinden soll. Mit dieser Ankündigung bleibt er seiner Taktik der vergangenen Monate treu: In winzigen Dosen und so langsam wie möglich lässt der mächtige Landeschef sein Ausstiegsszenario konkreter werden.

Dass er damit auch den Eindruck der Unentschiedenheit erweckt, nimmt er dabei in Kauf. Die Bekanntgabe wichtigerer Entscheidungen – etwa wen er als Nachfolger favorisiert – hat der Wiener Bürgermeister so lange hinausgezögert, dass ihm jetzt nichts anderes übrigbleibt, als bis nach der Bundeswahl darüber zu schweigen.

Denn den Zeitpunkt für klare Ansagen und ein Einschwören der Partei auf eine Linie hat der erfahrene Politiker verpasst. So knapp vor dem 15. Oktober bleibt Häupl einzig und allein, die Gräben in seiner Partei so gut es geht zu verdecken und keines der beiden Lager zu vergraulen.

Um die Wiener Genossen wurde es nach einem Frühling der offen ausgetragenen Konflikte denn auch wieder stiller – wenn nicht gar zu still. Denn eine Landespartei im Zaum zu halten ist das eine. Sie auf einen gemeinsamen Wahlkampf einzuschwören und dafür zu motivieren etwas anderes. Derlei war bisher aber nicht zu erkennen. (Gudrun Springer, 27.8.2017)