In der Nähe der neuen U1-Endstation wird in den nächsten Jahren viel Wohnraum entstehen.

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Bis Ende 2019 sollen mit dem Südhang Oberlaa 330 Wohnungen fertiggestellt werden.

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Oberlaa rückt dank der U1-Verlängerung, die am Samstag eröffnet wird, deutlich näher an das Zentrum Wiens heran. Das freut die Immobilienbranche: Eine bessere Öffi-Anbindung garantiert das Interesse von Wohnungssuchenden – und steigende Preise.

Konkret hat sich laut David Breitwieser von EHL Immobilien der Grundkostenanteil in den an die neue U1 angrenzenden Gebieten in den letzten "fünf bis sieben Jahren" mindestens verdoppelt. Josef Kaindl, stellvertretender SPÖ-Bezirksvorsteher, sieht die Preisentwicklung ähnlich: "Einen Acker wird man hier heute nicht mehr unter 400 bis 500 Euro pro Quadratmeter bekommen."

"Sobald Pläne für einen U-Bahn-Ausbau bekannt werden, gibt es in der Regel eine starke Reaktion am Immobilienmarkt", bestätigt auch Michael Getzner, Leiter des Fachbereichs Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik am Department für Raumentwicklung der TU Wien. Konkrete Zahlen dazu, wie sich eine U-Bahn-Station vor der Haustür auf die Immobilienpreise auswirkt, gebe es aber keine.

Junge Familien als Käufer

Bei Immobilienentwicklern ist Schnelligkeit gefragt: "Die Bauträger haben sich die Grundstücke schon in der Planungsphase der U-Bahn-Erweiterung gekauft", sagt Breitwieser über die durch die U-Bahn erschlossenen Gebiete im zehnten Bezirk. Derzeit seien viele Projekte noch in der Einreichphase, sagt Bezirkspolitiker Kaindl. In den nächsten eineinhalb bis zwei Jahren komme dann ein großer Schwung an neuen Wohnungen auf den Markt. Davon geht auch der Immobiliendienstleister CBRE in einem Marktbericht aus, in dem bereits von "ersten Impulsen" im Bereich der Stationen Oberlaa und Wienerberg die Rede ist.

So plant etwa der Bauträger Wohnkompanie mit dem "Südhang Oberlaa" 331 freifinanzierte Eigentums- und Vorsorgewohnungen nahe der neuen U1-Endstation. Erst im Juli war Verkaufsstart, rund ein Drittel der 116 Eigentumswohnungen sei aber bereits weg, berichtet Andrea Eggenberger von der Wohnkompanie. Käufer seien junge Familien, aber auch Menschen, die hier ihre Pension verbringen wollen.

Besonders seit dem Baustart für die U1- Verlängerung vor fünf Jahren hätten sich Anfragen von Käufern und Verkäufern zu Umwidmungen erhöht, berichtet Bezirkspolitiker Kaindl: "Da ziehen wir uns aber auf die Widmung zurück", etwa bei Wald- und Wiesenschutzgebieten. Zudem liegt Oberlaa in einer Schutzzone: "Ich bin dafür, zur Straße hin den alten Dorfcharakter zu erhalten", stellt Kaindl klar. In dahinterliegenden Bereichen soll modernes Wohnen aber möglich sein.

In den neuen Projekten beginnen die Eigentumspreise laut Makler Breitwieser bei 4000 Euro pro Quadratmeter, Mieten netto bei etwa 11,50 Euro. Da im freifinanzierten Bereich immer öfter sehr kompakt gebaut werde, seien 600 Euro Monatsmiete für Zweizimmerwohnungen möglich.

Werben mit der U5

Auch mit der neuen U-Bahn-Linie 5, deren erstes Streckenstück 2023 in Betrieb gehen soll, wird in Immobilieninseraten bereits seit längerem geworben. "Aber die U5 ist anders als die U1-Erweiterung, weil sie größtenteils durch bereits verbautes Gebiet führt", sagt Breitwieser, großvolumige Projekte seien dort also kaum möglich.

Egal ob U1 oder U5: "Den größten Nutzen von der besseren Erreichbarkeit haben Mieter, die langfristig eingemietet sind", sagt Ökonom Getzner. Denn jene, die neu kommen, bezahlen für die Anbindung mehr. Von der Öffi-Nähe profitieren auch Immobilienbesitzer und -entwickler, betont Getzner. Städtebauliche Verträge fände er in diesem Kontext sinnvoll – "etwa dadurch, dass man die Grundsteuer endlich reformiert". (Franziska Zoidl, 1.9.2017)