"Die Ehe ist heute egalitärer und von der Gleichheit der Geschlechter geprägt", so Studienleiter Kim. "Die Männer beschweren sich darüber nicht – weil sie am meisten davon profitieren."

Foto: Getty Images/iStockphoto/teksomolika

Der Weg zu ökonomischer Absicherung führte für Frauen lange Zeit in erster Linie über die Ehe, sofern die Herkunftsfamilie sie nicht versorgen konnte oder wollte. Das ändert sich allmählich – weil Frauen Zugang zu höherer Bildung erhielten und folglich besser bezahlte Berufe ergreifen konnten. Dass traditionelle Rollenbilder wie jenes vom Mann als Familienernährer und der Frau als Mutter und Hausfrau in vielen Ländern zurückgedrängt wurden, war Voraussetzung und Folge dieser Entwicklung.

Zwar verdienen Frauen selbst in westlichen Demokratien für die gleiche Arbeit immer noch weniger als Männer und arbeiten wegen der Doppelbelastung durch Familie und Beruf wesentlich häufiger in Teilzeit. Doch das Vorstoßen der Frauen in höhere Bildungs- und Gehaltssphären hat beeinflusst, wie sich die Wohlstandsverteilung zwischen Frauen und Männern in den letzten Jahren entwickelt hat. Mit Folgen für den "Heiratsmarkt" und die Institution Ehe.

"Aufstieg der Frauen nützt den Männern"

So zeigt eine aktuelle Studie der Universität Kansas, dass es für Männer immer leichter wird, ihren ökonomischen Status mittels Ehe zu verbessern, weil es immer mehr gut ausgebildete Frauen mit stabilem Einkommen gibt. Für Frauen wiederum sinke die Wahrscheinlichkeit, ihren sozialen Status durch eine Heirat zu verbessern. "Ironischerweise hat der Aufstieg, den die Frauen in den Bereichen Bildung und Einkommen vollzogen haben, eher den Lebensstandard ihrer Männer als ihren eigenen verbessert – über den Umweg des gemeinsamen Familieneinkommens", schreiben die Forscher um ChangHwan Kim, Professor für Soziologie an der Universität Kansas.

Die Kriterien, nach denen Ehen geschlossen werden, hätten sich im Lauf der Zeit verändert. "Heute ist es viel wahrscheinlicher als früher, dass Frauen einen Mann heiraten, der weniger gebildet ist als sie selbst", so Kim. Bisher war es so, dass Frauen über den "Umweg" des Heiratsmarkts verhältnismäßig mehr von insgesamt höherer Bildung in der Gesellschaft profitierten als Männer. Dieser Vorteil schwäche sich aber immer mehr ab, weil Frauen heute mehr in den Heiratsmarkt "einzahlen". Das Einkommen von Frauen ist demnach in den vergangenen Jahrzehnten verhältnismäßig stärker gewachsen als das der Männer.

Bei der Bildung überholen Frauen die Männer

Mittlerweile gebe es mehr gut ausgebildete Frauen als Männer auf dem "Heiratsmarkt", so die Forscher, die für ihre Analyse US-Zensusdaten aus den Jahren 1990 bis 2000 sowie Daten des American Community Survey (ACS) von 2009 bis 2011 herangezogen haben. Der ACS ist eine jährliche Erhebung, in der der sozioökonomische Zustand der amerikanischen Bevölkerung erhoben wird. Dass Männer heute verhältnismäßig weniger und Frauen wesentlich mehr zum Familieneinkommen beitragen als in früheren Zeiten, liegt der Untersuchung zufolge daran, dass Frauen ihre Männer in Sachen Bildung vielfach eingeholt oder überholt haben und dass das Einkommen der Männer vielfach stagniert, während Frauen in diesem Bereich aufholen.

"Die Institution Ehe ist heute egalitärer und von der Gleichheit der Geschlechter geprägt", so Kim. "Die Männer beschweren sich darüber nicht – weil sie am meisten davon profitieren." Allerdings beziehen sich die Daten und die daraus folgenden Schlüsse auf die USA und auch dort auf Gesellschaftsschichten, in denen Frauen Zugang zu besserer Ausbildung haben. (lima, 30.8.2017)