Die Aufnahme zeigt eine glühende Gaswolke rund um das System Scorpii 1437. Sie ist der Überrest einer gewaltigen Explosion, die vor 600 Jahren von koreanischen Astronomen beobachtet wurde. Die roten Linien markieren den kataklysmischen Veränderlichen, also das Doppelsternsystem, in dem sich die Nova ereignet hat.

Foto: K. Ilkiewicz/J. Mikolajewska

Novae sind explosive Phänomene, die in einem Doppelsystem zweier einander eng umkreisenden Sternen auftreten.

Illustr.: NASA/CXC/M.Weiss

New York – Am 11. März 1437, im 19. Regierungsjahr von König Sejong dem Großen, erspähten koreanische Astronomen auf der Suche nach Omina für die Zukunft einen neuen Stern am Nachthimmel. Das Objekt in einem Sternengrüppchen namens Wei in der Konstellation, die heute Skorpion heißt, erstrahlte nur 14 Tage, dann verblasste es so plötzlich wie es erschienen war.

Dass die antiken Aufzeichnung aller Wahrscheinlichkeit nach eine Nova-Explosion beschrieben, wurde bereits seit längerem vermutet, nun aber ist es US-Wissenschaftern auch gelungen, den Ursprung dieses vorübergehenden Aufflackerns vor nahezu 600 Jahren aufzuspüren: Das Team um Michael Shara vom American Museum of Natural History in New York identifizierte ein Doppelsternsystem in mehreren Tausend Lichtjahren Entfernung als Ort des Geschehens, wie es nun im Fachjournal "Nature" berichtet.

Hilfe durch eine 94 Jahre alte Fotoplatte

Der Astrophysiker fahndete bereits seit 25 Jahren nach der Quelle dieser seltsamen Erscheinung. Aber erst als ihm und seinen Kollegen die astronomische Aufnahme eines verdächtigen Objektes aus dem Jahr 1923 in die Hände fiel, konnte er seine Suche zu einem erfolgreichen Ende führen. "Mit dieser Fotoplatte war es uns möglich festzustellen, um wie viel sich der darauf abgebildete Stern in fast hundert Jahren weiter bewegt hat", sagt Shara. "Als wir auf dieser Grundlage seine Bahn am Himmel um 600 Jahre zurück gerechnet haben, war klar, dass wir den Schuldigen gefunden hatten."

Klassische Novae haben nichts mit den wesentlich explosiveren Supernovae zu tun. Während letztere am Ende eines Sternenlebens stehen, stellen erstere eine thermonukleare Kettenreaktion auf der Oberfläche eines Sterns in einem Doppelsystem aus einem Weißen Zwergstern und einem Roten Riesen oder Roten Zwerg dar: Der Weiße Zwerg sammelt dabei so lange Wasserstoff von seinem Partner, bis das Gas im Rahmen eines fortgesetzten Fusionsprozesses explodiert und von dem Stern fortgeschleudert wird. Klassische Novae erreichen bisweilen die Hunderttausendfache Helligkeit der Sonne.

Nova-Evolution geklärt

Aktuelle Beobachtungen ergaben, dass die Nova Scorpii 1437 heute eine Phase durchläuft, bei der es zu einer Serie kleinerer Eruptionen kommt, und die Astrophysiker unter der Bezeichnung "Zwergnova" kennen. Vergleiche mit anderen astronomischen Aufnahmen von dem System aus den 1930er- und 1940er-Jahren führten Shara und sein Team schließlich zu einer weiteren wichtigen Erkenntnis: Während man bisher klassische Novae, Zwergnovae und andere Nova-ähnliche Erscheinungen als völlig unterschiedliche Phänomene interpretierte, die man unter der Bezeichnung "kataklysmische Veränderliche" zusammenfasste, zeigt sich nun, dass sie alle nur unterschiedliche Stationen ein und des selben Nova-Zyklus sind.

"Nach einer Eruption wird das System für einige Zeit zur hellstrahlenden Nova, gefolgt von der Zwergnova-Phase an die sich meist eine Art Ruheperiode schließt. Ist diese vorüber, wird der Weiße Zwerg zunächst Nova-ähnlich und dann schließlich wieder zur klassischen Nova", erklärt Shara den Ablauf. Im Verlauf von mehreren Milliarden Jahren kann sich dieser Zyklus bis zu 100.000 Mal wiederholen. (tberg, 2.9.2017)