Bukarest – Im umstrittenen Verfahren um das Goldförderungsprojekt Rosia Montana in Rumänien hat Ministerpräsident Mihai Tudose angekündigt, den Antrag der Region zur Aufnahme auf die Liste des Unesco-Weltkulturerbes zurückziehen zu wollen.
Den Antrag hatte die Vorgängerregierung eingebracht, nachdem 2013 massive Proteste zur Einstellung des Förderprojekts geführt hatten. Zahlreiche Bewohner sollten umgesiedelt werden. Gegner fürchteten, dass ganze Täler mit giftiger Schlacke überschwemmt werden.
Hauptbetreiber des Goldförderungsprojekts ist die Rosia Montana Gold Corporation (RMGC), in deren Aufsichtsrat auch der österreichische Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer sitzt. Die RMGC fordert in einem Schlichtungsverfahren 4,4 Milliarden US-Dollar (3,6 Milliarden Euro) als Gegenwert für die Schäden, die durch die Nichteinhaltung vertraglicher Vereinbarungen mit dem rumänischen Staat entstanden seien.
Empörung bei Umweltschützern
Die Ankündigung des Premiers führte zu Empörung bei Umwelt- und Antikorruptionsaktivisten, die wie bereits vor vier Jahren nun erneut zu Straßenprotesten in mehreren rumänischen Großstädten aufrufen. Die Befürchtung: Der Rückzug des Antrages sei bloß der erste Schritt hin zu einem Neustart für das ganze Projekt.
Premier Tudose hingegen sieht im Verzicht auf den Weltkulturerbe-Antrag eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Sollte Rosia Montana auf die Unesco-Liste aufgenommen werden, könnte man dortige Ressourcen nicht mehr fördern: "Man könnte nicht einmal mehr eine Grube graben, um Würmer zu suchen", so Tudose. Vertreter von Ngos werfen dem Regierungschef vor, im Schlichtungsverfahren eine Kompromisslösung mit der Fördergesellschaft RMGC anzustreben. Dieser zeigte sich aber zuversichtlich, dass der rumänische Staat das Verfahren gewinnen werde. (Laura Balomiri, 1.9.2017)