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Verspätete oder ganz ausgefallene Flüge: Air Berlin kämpft um das Vertrauen ihrer Kunden und will die Ticketpreise deutlich senken.

Foto: Reuters/Hannibal Hanschke

Berlin/Wien – Die insolvente Air Berlin versucht mit zum Teil deutlichen Preissenkungen offenbar verunsicherte Kunden anzulocken und ihre Kapazitäten besser auszulasten. So wird für bestimmte Flüge ein Viertel weniger verlangt als noch im Vorjahr, berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus". Balint Gyemant, Betreiber des Portals fluege.de, sagte dem Magazin, bei den am häufigsten nachgefragten Verbindungen von Air Berlin sei "ein Trend hin zu günstigeren Flugpreisen mit einer Ersparnis von durchschnittlich bis zu 25 Prozent zu verzeichnen". Auf einzelnen Strecken wie München–Hamburg mache die Preisersparnis teilweise mehr als 100 Euro im Vergleich zu früher aus.

Interessenten springen ab

Die Entscheidung über Air Berlin fällt vermutlich bis zum 15. September: Dann ist die nächste Gläubigerversammlung angesetzt. Bis zu diesem Tag können Kaufinteressenten noch Angebote einreichen. Im Bieterrennen lichten sich allerdings die Reihen. Nach der irischen Billigfluggesellschaft Ryanair machte am Donnerstag auch der ehemalige Airline-Besitzer Hans Rudolf Wöhrl einen Rückzieher. Wegen einer von Air Berlin vor Beginn der Verhandlungen geforderten Vertraulichkeitserklärung habe er sich entschlossen, vorerst keine weiteren Schritte zu unternehmen, teilte Wöhrl mit. Wöhrl hatte vor gut zehn Jahren die Airlines DBA und LTU gekauft und später für einen höheren Preis an Air Berlin abgestoßen.

Platzhirsch Lufthansa ist ein aussichtsreicher Bieter für einen Großteil des Flugbetriebs von Air Berlin. Zu den weiteren Interessenten zählen die britische Easyjet und der deutsche Ferienflieger Condor. Ex-Formel-1-Weltmeister Niki Lauda hat angekündigt, er wolle sich die Bücher von Air Berlin anschauen und dann entscheiden, ob er ein Angebot für die Österreich-Tochter Niki legen wird, die er einst gegründet und dann an Air Berlin verkauft hatte.

Wenn alles klappt, könnte Verhandlungskreisen zufolge bereits am 21. September feststehen, wer welche Teile von Air Berlin bekommt. Air Berlin muss aufs Tempo drücken, da die finanziellen Mittel begrenzt sind. Um die Kosten zu drücken, wurde vor wenigen Tagen beschlossen, verlustträchtige Langstreckenflüge in vier Wochen einzustellen. (APA, red, 1.9.2017)