Lewis Hamilton fuhr im Regen von Monza die schnellste Zeit.

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Lance Stroll überraschte in seinem Williams.

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Das Victory-Zeichen will Hamilton auch am Sonntag zeigen.

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Monza – Lewis Hamilton hat im Regen-Roulette von Monza einmal mehr Formel-1-Geschichte geschrieben – und greift beim Ferrari-Heimspiel nach der WM-Führung des enttäuschenden Scuderia-Stars Sebastian Vettel. Im mit 217 Minuten längsten Qualifying der Formel-1-Geschichte fuhr der Mercedes-Star aus England zu seiner 69. Pole Position und überholte damit Michael Schumacher an der Spitze dieses Rankings.

Vettel kam nach stundenlanger Verzögerung wegen zwischenzeitlich sintflutartiger Regenfälle nicht über Rang acht hinaus und war auf seiner schnellsten Runde knapp 2,5 Sekunden langsamer als Hamilton. Allerdings profitierte der Deutsche von den Strafversetzungen des Red-Bull-Duos Max Verstappen (Niederlande) und Daniel Ricciardo (Australien) auf den Plätzen zwei und drei. Er geht am Sonntag somit von Position sechs aus ins Rennen.

Hamilton feiert mit Pasta

"Ich freue mich, diesen Rekord auf einer so historischen Strecke gebrochen zu haben. Heute Abend werde ich mit Sicherheit Pasta essen, um das zu feiern", sagte Hamilton. Vettel erklärte am Sky-Mikrofon: "Ich weiß nicht, woran es gelegen hat, anscheinend hat ein bisschen Speed gefehlt. Ich bin nicht zufrieden."

Die erste Startreihe komplettiert sensationell der 18-jährige Kanadier Lance Stroll (Williams), hinter ihm geht der nur zwei Jahre ältere Force-India-Pilot Esteban Ocon (Frankreich) ins Rennen auf dem schnellsten Kurs im Formel-1-Kalender. Am Sonntag wird sich den Fahrern ein komplett anderes Bild bieten: Beim 13. von 20 Saisonläufen wird sonniges Wetter bei rund 25 Grad erwartet.

Wenn das Kräfteverhältnis an der Spitze so bleibt, wie es sich am Freitag im freien Training andeutete, würde sich der Titelkampf am Ende der Europa-Saison radikal zuspitzen: Hamilton liegt nur noch sieben Punkte hinter Vettel. Wenn der Engländer gewinnt, müsste der Deutsche noch auf Platz zwei nach vorne kommen, um zumindest die geteilte WM-Führung zu behaupten.

Lange Unterbrechung nach Grosjean-Unfall

Am Freitagabend einsetzender Dauerregen hatte die Hochgeschwindigkeitsstrecke in eine regelrechte Seenlandschaft verwandelt, die Fahrt glich einem Glücksspiel. Nach einem Unfall von Haas-Pilot Romain Grosjean (Frankreich) auf der Geraden wurde die Einheit um 14.04 Uhr für knapp zweieinhalb Stunden unterbrochen. Erst nach zahlreichen Streckeninspektionen und dem Einsatz von Kehrmaschinen und Schrubbern gab Rennleiter Charlie Whiting Grünes Licht.

Mit jeder Verschiebung wurde die Stimmung in den Boxen schlechter. Verstappen übte harsche Kritik an der Rennleitung: "Ich denke, wir hätten schon 15 Minuten nach der roten Flagge wieder rausfahren sollen. Wir stehen hier nur rum." Mercedes-Teamaufsichtsratschef Niki Lauda wetterte: "Heute abbrechen, morgen früh Qualifying, morgen Nachmittag Rennen. Alles andere macht keinen Sinn mehr."

Die FIA setzte jedoch auf die Wetterprognosen, wonach der Regen im Verlauf des Nachmittags nachlassen sollte. "Wir warten, dass das Wasser weiter abfließt von der Strecke", begründete Rennleiter Charlie Whiting die ständigen Verschiebungen – und der Engländer sollte damit doch noch das richtige Händchen beweisen.

Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn gewann den schwierigen Bedingungen gar etwas Positives ab. "Das Gute bei solchen Bedingungen ist ja aber auch, dass die etablierte Ordnung durcheinandergewirbelt wird. Das schadet der Formel 1 nicht." (sid, red, 2.9.2017)