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Während in der Heimat der Bürgerkrieg tobt, kickt Syrien in Asien um seine erste WM-Teilnahme.

Foto: Reuters/Lai Seng Sin

Teheran – Syriens Fußball-Nationalteam könnte sich trotz des mittlerweile sechs Jahre andauernden Bürgerkriegs und tiefer politischer Gräben erstmals für eine Weltmeisterschaft qualifizieren. Das Team, das seine Heimspiele aus Sicherheitsgründen in Malaysia austragen muss, liegt in Gruppe A der Asien-Qualifikation vor dem letzten Spieltag hinter dem Iran und Südkorea mit zwölf Punkten an dritter Stelle.

Mit einem Auswärtssieg gegen den Iran am Dienstag in Teheran bei gleichzeitiger Niederlage von Südkorea gegen Usbekistan würde Syrien den zweiten Gruppenplatz erreichen, der die direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaft bedeutet. Andernfalls bleibt Syrien auch als Gruppendrittem die Chance, noch den Sprung nach Russland zu schaffen. Dafür müsste sich die Mannschaft allerdings zunächst im Asien-Play-off gegen den Dritten der Gruppe B und in weiterer Folge im interkontinentalen Duell gegen den Vierten der Nord- und Mittelamerikazone durchsetzen.

Bei den "Heimspielen" in Malaysia besucht naturgemäß nur eine Handvoll Syrer die Matches ihrer Landsleute. Obwohl die Mannschaft nicht auf Heimvorteil setzen kann, verbesserten sich die Ergebnisse mit Fortdauer der Qualifikation kontinuierlich. So auch zuletzt am Donnerstag, als man gegen Katar einen 3:1-Erfolg erzielen konnte. Der WM-Gastgeber von 2022 ist damit ohne Chance auf einen Startplatz bei der kommenden Ausgabe in Russland.

Aufstieg statt Zerfall

Dabei sah es zu Beginn der WM-Kampagne danach aus, als ob die syrische Nationalmannschaft aufgrund politischer Haltungen zerfalle würde. Mehrere Spieler weigerten sich aus Protest an den Aktionen vom Regime des Präsidenten Bashar al-Assad, ihr Land zu repräsentieren. Mit dem erfahrenen Stürmer Firas Al Khatib und Omar Al Soma, der am Donnerstag sein Comeback im Teamdress gefeiert hat, kehrten allerdings zuletzt zwei Schlüsselspieler in die Elf zurück.

Besonders Letzterer ist für die syrische Elf eine unverzichtbare Größe. Die Offensivstütze geht für Al-Ahli, einen Verein aus Dubai, auf Torjagd. Der Club stand 2015 im Finale der asiatischen Champions League. "Ich danke Gott dafür, dass meine Rückkehr zur Nationalmannschaft so gut funktioniert hat", meinte Al Soma nach dem Aufeinandertreffen mit Katar. Der Stürmer möchte mit dem Team dazu beitragen, seinen im Krieg lebenden Landsleuten zumindest etwas Freude zu bereiten. "Ich hoffe, dass wir die Leute froh machen können, sie haben es wirklich nötig." Gemeinsam mit seiner Mannschaft kann ihm dies auch gelingen.

Schwierige Aufgabe gegen Iran

Die abschließende Partie gegen den vierfachen WM-Teilnehmer Iran wird für Syrien, das bisher drei Siege und drei Unentschieden fixiert hat, allerdings von der Papierform eine schwierige Aufgabe. Die iranische Auswahl bekam in der laufenden WM-Qualifikation noch kein einziges Gegentor und hat ihr Ticket für die Endrunde bereits seit Juni fix in der Tasche. Al Soma ist dennoch zuversichtlich: "Ich werde mein Bestes geben, damit wir den Sieg schaffen und uns für die Weltmeisterschaft qualifizieren." Syrien wäre nicht die erste asiatische Nation, die in Kriegszeiten Schlagzeilen im Fußball schreibt. Der Irak gewann 2007 erstmals die Asienmeisterschaft, just als die Unruhen im Nahost-Land ihren tragischen Höhepunkt fanden.

Neben dem Iran ist auch Gruppe-B-Leader Japan schon vor der letzten Runde fix für Russland qualifiziert. Das Team des bosnischen Trainers Vahid Halilhodzic steht vor der sechsten WM-Teilnahme in Serie. Zittern heißt es hingegen für die "Socceroos". Vor der finalen Runde kämpfen die Australier mit Saudi-Arabien in ihrer Gruppe um Platz zwei, beide sind derzeit punktegleich. Die Saudis liegen in der Tordifferenz voran, empfangen zum Abschluss nun Japan, während Australien Schlusslicht Thailand empfängt. (APA, red, 3.9.2017)