Wien – "Ich stehe morgen Abend noch an der Linie und werde dementsprechend für Österreich alles geben", sagte Teamchef Marcel Koller am Montag und meinte den Dienstag, das WM-Qualifikationsspiel gegen Georgien im Happel-Stadion (20:45 Uhr). Er betonte die Bedeutung, forderte hundertprozentige Konzentration ein. "Wir dürfen nicht nachlassen."
Den Gegner bezeichnete Koller als "allgemein unterschätzt", die Georgier agierten "frech", ihre positive spielerische Entwicklung könne nie und nimmer angezweifelt werden. Am Samstag haben sie daheim gegen Irland ein 1:1 geholt. "Sie waren gut, können einem Schmerzen bereiten." Georgien ist die Nummer 112 im Fußball, Teamchef ist der Slowake Vladimír Weiss. Giorgi Kvilitaia ist der in Österreich bekannteste Kicker. Das liegt daran, dass er für Rapid stürmt.
In Tiflis setze sich die ÖFB-Auswahl am 5. September 2016 mit Ach und Krach 2:1 durch, es war salopp ausgedrückt ein Zittersieg. Es war der Auftakt zur Quali, damals hoffte man noch auf eine Teilnahme an der WM in Russland. Hoffnungen sterben bekanntlich zuletzt, nach dem 0:1 in Wales hat man sich mit dem Scheitern inoffiziell abgefunden.
Fußball als Therapie
Die Wunden wurden geleckt, Koller hat sich in die Arbeit gestürzt, Videos analysiert. "Die beste Therapie ist, sich in den Fußball zu verbeißen." Selbstverständlich habe er sich auch hinterfragt. "War es richtig, den oder den aufzustellen? Hätte ich in der Pause lauter sein sollen? Aber in Wahrheit fehlt die Zeit, um Dinge zu ergründen."
Es darf gemutmaßt werden. Der Schweizer Koller wird verdächtigt, keine Vertragsverlängerung mehr anzustreben. "Man soll nichts aus dem Bauch heraus entscheiden." Jedenfalls nahe die Entscheidung, die vor den letzten Qualifikationspartien am 6. Oktober in Wien gegen Serbien und drei Tage später in Moldau fallen sollte. "Das würde durchaus Sinn machen."
Gespräche mit Verbandspräsident Leo Windtner und Sportdirektor Willi Ruttensteiner sind ausgemacht, aber noch nicht genau terminisiert. "Es geht darum: Was will ich? Was will der ÖFB?" Nach Georgien werde er, Koller, sich Zeit nehmen, "alle Argumente, pro und kontra, niederzuschreiben." Eine Verschiebung der Verhandlungen sei nur dann denkbar, "wenn wir noch eine theoretische Chance auf Platz zwei haben sollten. Aber das alles ist nur Spekulation, ich bitte um Geduld."
Mannschaft pro Koller
Die Mannschaft setzt sich derweil für einen Verbleib Kollers ein. Stefan Ilsanker sagte, dass "in den sechs Jahren Koller viel Positives passiert ist. Alle sind besser geworden, man kann unsere Matches anschauen." Nur die Ergebnisse hätten zuletzt nicht gestimmt. "Was bedauerlich ist. Wir werden Vollgas für ihn geben." Koller: "Das tut gut."
Gegen Georgien müssen die verletzten Sebastian Prödl und Marcel Sabitzer vorgegeben werden, Kevin Danso und Marc Janko könnten in die Startelf rücken. Marko Arnautovic und David Alaba sind leicht angeschlagen, sollten aber fit werden.
Der 56-jährige Koller steht zum 52. Mal an der Linie, er hat Herbert Prohaska überholt, liegt hinter Hugo Meisl (133) und Josef Hickersberger (56) an dritter Stelle. "Das ist schon eine Auszeichnung. Ich weiß als Trainer, wie schnell es gehen kann." Die von Arnautovic angeleierte interne Aussprache unter den Spielern hat übrigens laut Ilsanker nicht stattgefunden. "Keine Zeit, es geht um den Sieg gegen Georgien."
Das Happel-Stadion wird ziemlich leer sein, knapp 12.000 Tickets wurden abgesetzt, es sind also noch rund 33.000 Restkarten erhältlich. Sollte Österreich nicht gewinnen, wird es wohl das letzte Match der Ära Koller gewesen sein. "Es geht nicht um mich, ich bitte um Geduld." (Christian Hackl – 4.9. 2017)
Fußball-WM-Qualifikation/Gruppe D/8. Runde:
Österreich – Georgien (Wien, Happel-Stadion, 20.45 Uhr/live ORF eins, SR Orel Grinfeld/ISR)
Österreich: Lindner (Grasshoppers Zürich/12 Länderspiele) – Lainer (Red Bull Salzburg/3/0 Tore), Danso (FC Augsburg/1/0), Dragovic (Leicester City/58/1), Hinteregger (FC Augsburg/26/2) – Baumgartlinger (Bayer Leverkusen/55/1), Ilsanker (RB Leipzig/24/0) – Harnik (Hannover/67/15), Alaba (Bayern München/58/11), Arnautovic (West Ham/63/15) – Janko (Sparta Prag/64/28)
Ersatz: Bachmann (Watford/0), Kuster (SV Mattersburg/0) – Bauer (Rubin Kasan/0), Lienhart (Freiburg/0), Wöber (Ajax Amsterdam/0), Grillitsch (1899 Hoffenheim/2/0), Hierländer (Sturm Graz/0), Kainz (Werder Bremen/2/0), Laimer (RB Leipzig/0), Sax (Admira/0), Schaub (Rapid Wien/2/0), Gregoritsch (FC Augsburg/4/0)
Es fehlen: Prödl (Muskelverletzung), Sabitzer (Bluterguss in der Wade), Burgstaller (Fußprellung), Junuzovic (Achillessehnenprobleme), Schöpf, Almer (beide im Aufbautraining nach Knieverletzung), Lazaro (Knöchelverletzung), Stangl (Muskelverletzung), Lukse (Schulterverletzung)
Georgien: Makaridze (Moreirense/7) – Kakabadze (Gimnastic/10/0), Kvirkvelia (Lok Moskau/22/0), Kashia (Vitesse Arnheim/53/1), Navalovski (Chabarowsk/21/0) – Jigauri (Vardar Skopje/6/0), Ananidze (Spartak Moskau/37/6), Kvekveskiri (Tobol Kostanay/10/0), Gvilia (BATE Borisow/5/0), Qazaishvili (San Jose/25/6) – Kvilitaia (Rapid Wien/7/2)
Ersatz: Loria (Machatschkala/38), Kvaskhvadze (Torpedo Kutaisi/5) – Khocholava (Schachtar Donezk/4/0), Lobjanidze (Atyrau/53/1), Shergelashvili (FK Riga/2/0), Tabidze (FK Ufa/5/0), Aburjania (FC Sevilla B/3/0), Chanturia (FK Ural/15/2), Daushvili (Diosgyör/32/0), Kankava (vereinslos/62/7), Merebashvili (Wisla Plock/21/1), Arabidze (Schachtar Donezk II/3/3), Dvalishvili (Atyrau/40/5), Kacharava (Korona Kielce/5/1)