Ex-ATV-Chef Martin Gastinger.

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Wien – Da und dort meldet man sich noch mit "Mucha Verlag", korrigiert aber dann gleich auf MG Mediengruppe: Die neue Verlagsgesellschaft für die Magazine "Extradienst", "Faktum", "FM" und "Elite" ist seit 1. September eingetragen, im Oktober kommen die ersten Hefte unter den neuen, schon da und dort kolportierten Eigentümern. Martin Gastinger, zuletzt ATV-Chef, wird dann auch Gesellschafter, Herausgeber, Geschäftsführer.

Bis Ende September ist Neo-Verleger Gastinger aber noch bei ATV unter Vertrag, das seit Frühjahr ProSiebenSat1Puls4 gehört. Also spricht vorerst Christian W. Mucha für die MG Mediengruppe, und er bereitet das erste neue "Faktum" für die Tourismuswirtschaft und den ersten neuen "Extradienst" für die Kommunikationsbranche für 2. und 5. Oktober vor. Mucha weiß aus langjähriger verlagswirtschaftlicher Erfahrung, dass man vor einer werbeintensiven Nationalratswahl doch noch einmal erscheinen sollte. Die Leitartikel wird dann auch schon Gastinger verfasst haben.

Gastinger-Tomaschek und Unger

Die MG Mediengruppe gehört derzeit zu 20 Prozent dem bisherigen Mucha- und nunmehrigen MG-Geschäftsführer Dominik Unger. Und zu 80 Prozent Gastingers Frau Viviane Gastinger-Tomaschek, die schon früher im Fernsehgeschäft an einer TV-Firma (Big Partner TV) beteiligt war. Ab Oktober soll Gastinger auch selbst Anteile an der MG Mediengruppe übernehmen. Mucha betont, er sei nun weder Gesellschafter noch Geschäftsführer, noch gebe es Treuhandverträge.

Was kostet ein Fachverlag wie jener Muchas, der nach Angaben des bisherigen Eigentümers sechs- bis siebenstellige Ergebnisse vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen geliefert haben soll? Mucha, der über den Verkauf seines Verlags mit vielen Menschen und Medienunternehmen gesprochen hat, schweigt dazu auf STANDARD-Anfrage: "Wir haben über den Kauf Stillschweigen vereinbart."

Stillschweigen über Kaufpreis

Menschen, die von den Rahmenbedingungen des Deals zumindest grob wissen sollten, sprechen von einer sehr langfristigen Abgeltung oder Ratenzahlung für Christian W. und seiner Frau Ekatarina Mucha, die das Magazin "Elite" weiterhin als Chefredakteurin führen soll. Einer beschreibt diese Abgeltung als "eine Art Leibrente" und weiteren Bonifikationen für die Muchas sowie deren Erben. Wer Muchas verlegerisches Schaffen schon länger verfolgt, könnte hinter den Bonifikationen etwa ein Inseratenvolumen für Gegengeschäfte vermuten. Mucha, siehe oben, schweigt zu dem ungewohnt beharrlich. Und Gastinger, sagt Mucha, will zum Projekt MG bis Ende September auch schweigen.

Mucha bis Ende 2018

Nach dem Monat als Kommunikator und noch einmal verlegerischer Organisator wird Mucha noch bis Ende 2018 den Verlag mit seinen laut Mucha 1300 Kunden und sein Wissen darüber an die neuen Eigentümer weitergeben. "Ich will möglichst rasch überflüssig werden", sagt er, "dann kann ich Boot fahren." Auch von Buchprojekten Muchas war da und dort schon die Rede.

Im MG Verlag sollen künftig weniger gedruckte Hefte erscheinen als bisher, sagt Mucha noch, insgesamt 18 pro Jahr statt bisher 28. Vereinbart seien pro Jahr: vier Ausgaben "Faktum", zwei Ausgaben "FM", vier Ausgaben "Elite" und acht bis zehn Ausgaben "Extradienst". "Andere Medien sollen dazukommen", sagt Mucha noch – aber über die werde dann Gastinger sprechen. (fid, 5.9.2017)