Marko Arnautovic: "Wenn ich lese, 'Trainer raus' oder so, da bekomme ich so einen Hals."

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Wien – In fast sechs Jahren hat er mit ihnen Höhen und zuletzt auch Tiefen durchlebt. Die arrivierten Spieler des Nationalteams halten Teamchef Marcel Koller trotz des jüngsten Negativlaufs die Stange. Viele wichtige Akteure wünschen sich einen Verbleib des Schweizers, dessen Zukunft sich wohl noch vor den beiden nächsten Länderspielen Anfang Oktober entscheiden wird.

"Er hat es sich verdient, weiter unser Trainer zu sein", meinte Marko Arnautovic. Koller habe sich Respekt verdient. "Wenn ich lese, 'Trainer raus' oder so, da bekomme ich so einen Hals." Das 1:1 am Dienstag gegen Georgien war aber die nächste Enttäuschung, die WM 2018 in Russland scheint dadurch endgültig außer Reichweite.

"Der Trainer hat damit nichts zu tun. Der Trainer hat gute Arbeit geleistet", betonte Arnautovic. "Der Trainer spielt nicht. Wir sind die, die auf dem Platz stehen." Ähnlich sah es Kapitän Julian Baumgartlinger: "Wir sind in der Verantwortung, ganz klar. Weil wir die Tore nicht gemacht haben und die Punkte nicht geholt haben. Wenn das nicht der Fall ist, dann wird immer über einen Trainer diskutiert."

"Viel geschafft"

Die Entscheidung müssen die ÖFB-Spitze und Koller selbst treffen. In den nächsten Tagen dürfte es ein klärendes Gespräch geben. Über die Ergebnisse dieser Unterredung wird Präsident Leo Windtner dann am 15. September im Rahmen einer ÖFB-Präsidiumssitzung berichten. Spätestens an diesem Tag sollte also Klarheit darüber herrschen, wie es mit Koller weitergeht.

"Wir hoffen natürlich, dass er bleibt. Er hat uns nichts Schlechtes gemacht, es ist auch nichts vorgefallen", erklärte Arnautovic. "Er ist seit sechs Jahren hier bei dieser Mannschaft, er hat viel geschafft. Jetzt geht es eben gerade nicht. Wir denken gar nicht an das, dass er irgendwie geht oder rausgeworfen wird."

Zumindest bis zum Gespräch herrscht vor dem abschließenden WM-Quali-Doppel gegen Serbien (6. Oktober) und in Moldau (9. Oktober) Ungewissheit. "Wir alle können damit umgehen, weil es Tagesgeschäft ist. Wir kennen das vom Verein und vom Nationalteam", sagte Baumgartlinger. Ob Koller selbst noch wolle? "Wenn ich mir das Feuer anschaue, mit dem er uns vorbereitet hat, dann habe ich schon das Gefühl."

Mit einem neuen Teamchef müsste man nach sechs Jahren Aufbauarbeit möglicherweise wieder bei null anfangen. "Wir wissen, was wir an ihm haben", betonte der ÖFB-Kapitän. Einen kleinen Umbruch im Kader gab es aber auch bereits unter Koller. Die Rechtsverteidiger-Position etwa wurde binnen weniger Monate mit Stefan Lainer und Moritz Bauer zweimal neu besetzt. "Es wird seine Zeit brauchen", meinte Baumgartlinger.

Auf einer für ihn ungewohnten Position agierte gegen Georgien zum wiederholten Mal Martin Hinteregger. "Jetzt muss man sich einfach wieder neu finden", erklärte der Aushilfs-Linksverteidiger. Eine gewisse Kontinuität bei den Einberufungen sei wichtig. "Die Hälfte der Spieler ist neu, das ist natürlich auch Verletzungen geschuldet. Wenn die alle zurückkommen, wird es auch wieder anders ausschauen."

"In keinem Spiel schlechter"

Gegen Georgien fehlten sieben potenzielle Stammspieler, darunter Spielmacher Zlatko Junuzovic. "Wir haben kein Spiel gehabt, in dem wir schlechter waren", sagte Hinteregger über die verpatzte Qualifikation. Auch er sprach sich für Koller aus: "Er hat zu jedem einen guten Draht – egal ob Tormann oder Stürmer, egal ob jung oder alt. Wir mögen ihn, er mag uns. Wir wissen, was er von uns will." Das mache vieles einfacher. "Die Tore hätten wir halt machen müssen."

Von fehlender Qualität wollte Arnautovic, auch gegen Georgien Österreichs gefährlichster Offensivspieler, nichts wissen. "Wir haben gute Stürmer, nur es will gerade nicht", meinte der West-Ham-Legionär. Viele Spieler seien niedergeschlagen. "Jetzt kommt alles zusammen. Aber das ist Fußball. Fußball geht nicht nur nach oben. Da musst du dir erarbeiten, dass du wieder zurückkommst. Da musst du Charakter zeigen. Da musst du zeigen, dass du mental stark bist."

Arnautovic machten seit dem 0:1 am Samstag in Wales Wadenprobleme zu schaffen, der 28-Jährige gab aber grünes Licht. Die Georgier waren seiner Meinung nach abgesehen von Österreich "die spielerisch stärkste Mannschaft in der Gruppe". "Alle können brutal gut Fußball spielen." Dennoch habe man auch das Heimspiel dominiert. "Aber wir haben es nicht auf unsere Seite gebracht." Wie so viele Spiele in dieser Qualifikation.

Nach dem frühen Rückstand habe das Team die richtige Reaktion gezeigt, führte Baumgartlinger ins Treffen. "Wir haben noch zwei Spiele vor der Brust im Oktober, die wir gewinnen wollen", sagte der Mittelfeldspieler. "In erster Linie auch, um unsere Position für die nächste EM-Qualifikation zu verbessern." Es geht um die Setzung für die neu geschaffene Nations League, deren Ergebnisse im Herbst 2018 über die Lostöpfe für die EM-Quali entscheiden. (APA, 6.9.2017)