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Michael Bennett: "Die übermäßige Gewalt des Polizisten war unerträglich."

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/OTTO GREULE

Las Vegas – Der dunkelhäutige Football-Profi Michael Bennett von den Seattle Seahawks hat den Protesten gegen Rassismus in den USA weitere Nahrung gegeben. Er sei am Rande des Boxkampfs zwischen Floyd Mayweather und Conor McGregor am 26. August Opfer von Polizeibrutalität geworden, schrieb der NFL-Profi am Mittwoch auf Twitter in einem offenen Brief. Er lote jetzt die Möglichkeit einer Klage wegen Verletzung seiner Bürgerrechte aus.

In dem Statement mit der Überschrift "Gleichheit" beschrieb der 31-Jährige, dass beim Verlassen der Halle in Las Vegas er und hunderte andere Besucher "etwas hörten, was nach Schüssen klang", und wegrannten. Daraufhin sei er von Polizisten aufgehalten und zu Boden gedrückt worden. Als ihm Handschellen angelegt wurden, habe ein Polizist eine Waffe auf seinen Kopf gerichtet. "Er warnte mich, dass er, wenn ich mich bewege, 'meinen Schädel wegblasen' würde."

"Ich fühlte mich hilflos"

"Die übermäßige Gewalt des Polizisten war unerträglich. Ich fühlte mich hilflos, als ich mit angelegten Handschellen auf dem Boden lag und der Bedrohung entgegenblickte, getötet zu werden", beschrieb der Defensive End der Seahawks. "Alles, woran ich denken konnte, war: 'Ich werde sterben, weil ich dunkelhäutig bin und meine Hautfarbe auf irgendeine Weise eine Gefahr ist.'"

Als auf dem Revier Bennetts Identität festgestellt wurde, sei er sofort freigelassen worden, allerdings "ohne legitime Begründung für das misshandelnde Verhalten des Polizisten".

Auf einer Pressekonferenz am Mittwochabend wies der stellvertretende Sheriff Kevin McMahill vom Polizeidezernat in Las Vergas den Vorwurf des "Racial Profiling" zurück. "Ich kann Ihnen sagen, dass ich keine Beweise dafür sehe, dass die Hautfarbe bei diesem Vorfall irgendeine Rolle gespielt hat", sagte er und bestätigte, dass eine interne Untersuchung im Gang sei. Obwohl Polizeibeamte in Las Vegas verpflichtet sind, Kameras am Körper zu tragen, war die des Polizisten, der mit Bennett Kontakt hatte, nicht eingeschaltet. "Ich weiß nicht, warum, aber das wird Teil der Untersuchungen sein", erklärte McMahill.

"Widerlich und ungerecht"

Nicht erst seit den blutigen Ausschreitungen von Rechtsextremen am 12. August in Charlottesville, Virginia ist Rassismus in den USA ein Dauerthema. Aus Protest gegen Rassendiskriminierung und Polizeigewalt hatte der Quarterback Colin Kaepernick bereits im vergangenen Jahr beim Abspielen der Nationalhymne vor Spielen einen "Sitzstreik" durchgeführt. Mehrere Profis, darunter Bennett, waren diesem Beispiel gefolgt.

Kaepernick meldete sich direkt nach der Veröffentlichung von Bennetts Brief auf Twitter zu Wort. "Dieser Übergriff auf meinen Bruder Michael Bennett ist widerlich und ungerecht. Ich stehe an der Seite von Michael, und ich stehe an der Seite der Menschen", schrieb der derzeit vereinslose Profi. (sid, 7.9.2017)