Vom Inneren der Erde wächst der Wein in das Äußere der Trauben, vom Regen, vom Sonnenlicht und vom Wind gelangt er in das Innere des Kellers, vom Inneren des Fasses in das Außen des Glases und von dort wieder in das Innere des Menschen, um zuletzt, nach einer kurzen Berührung mit der Außenwelt, wieder in das Innere der Erde zu verschwinden."

Derart lyrisch beschreibt Literat Gerhard Roth sein Steirisches Weinland; als Synonym des Lebens selbst, als Synonym für den Lauf der Dinge, als Synonym für die Dinge des Lebens, für die Schöpfung, als Sinnbild der Natur und der Jahreszeiten. "Auch der Alltag sickert aus dem Inneren der Häuser nach außen: ein Begräbnis, eine Hochzeit, Essen und Trinken in den Buschenschanken, die Arbeit in den Weingärten, eine Messe vor einer Kapelle, eine Schlachtung vor dem Stall."

Den Alltag der steirischen Weinbauern zeigt Fotograf Gery Wolf als Prozess des Reifens, des Werkens, Mühens. Inklusive ehrlicher Demut vor der kultivierten Natur.
Foto: Fotografische Tagebuch-Einträge von Gery Wolf, fotografiert von Lukas Friesenbichler

Der steirische Fotograf Gery Wolf hat seiner Heimat eine Hommage gestaltet. Der 1949 in Graz Geborene, für zahlreiche Magazine und Zeitungen Tätige präsentiert ein einziges, aus hunderten sorgsam komponierten Einzelbildern großes Gemälde. Die Palette, die er dabei verwendet, reicht von dutzenden Blautönen (des Firmaments) über ebenso viele Rot- und Brauntöne (fusionierend Dächer, Erdreich, Holz und Strauchwerk) bis zu einer Hundertschaft an Grüntönen.

In Kellertagträumen und Weinlesever(w)irrungen sich verlierend, lässt sich Wolfs Werk mit Roths Gefühl vergleichen, "als sei alles im Zeitlupentempo geschehen, so langsam, dass ich mir beim Leben zuschauen konnte." (Gregor Auenhammer, 19.9.2017)