Potsdam – Vor dem Hintergrund des Wirbelsturms Irma warnt der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (Pik), Hans Joachim Schellnhuber, vor verheerenden Folgen auch für Europa: "Das Jahr 2017 zeigt uns auf bitterste Weise, warum die Wissenschaft seit Jahrzehnten vor dem Klimachaos warnt: Die Elemente Feuer, Wasser und Luft wenden sich nun gegen uns, weil wir den Planeten aus dem Gleichgewicht bringen."

Viele weitere starke Wirbelstürme könnten die Menschheit künftig heimsuchen, über Andalusien und Sizilien könnte noch in diesem Jahrhundert die Sahara nach Europa eindringen, so der Forscher. Zugleich kritisierte Schellnhuber, dass das Thema im deutschen Bundestagswahlkampf nahezu völlig ausgeblendet werde. Stattdessen häuften sich "unnötige Bekenntnisse zu den Geschäftsmodellen von gestern", wie Dieselantrieb, Kohleverstromung und industrielle Landwirtschaft.

Während Hurrikan Irma noch über dem US-Staat Florida tobt, drohe bereits der nächste tropische Wirbelsturm. Westlich von Afrika liege eine neue Störung, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent der nächste Hurrikan wird, erklärte Meteorologe Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Hurrikan Jose, der voraussichtlich noch mehrere Tage in der Karibik bestehen soll, werde jedoch nach jetzigem Stand keine bewohnten Gebiete treffen.

Auch der Klimatologe Anders Levermann (ebenfalls Pik) rechnet aufgrund des Klimawandels künftig mit einer Zunahme an starken Hurrikans. "Es ist nicht so, dass jetzt immer mehr Hurrikans entstehen. Aber wenn sie entstehen, dann haben sie mehr Energie zur Verfügung." (APA, 12.9.2017)