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Die US-Geheimdienste sind mittlerweile davon überzeugt, dass der Kreml an der Beeinflussung des US-Wahlkampfs mitgewirkt hat. Der Nachweis ist im Einzelfall allerdings schwierig.

Foto: AP

In zwei Monaten jährt sich die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA. Während seine Regierung mit kontroversen Gesetzesinitiativen und Erlässen sowie internen Streitigkeiten regelmäßig die Öffentlichkeit beschäftigt, bleibt auch der Wahlkampf selbst präsent.

Der Grund sind Trumps Verbindungen nach Russland und der erhärtete Verdacht, dass Russland in den Kampf um die Nachfolge Barack Obamas eingegriffen hat. Die "New York Times" und das Sicherheitsunternehmen Fire Eye werfen in einer Reportage nun Licht auf die Methoden, die dabei zum Einsatz kamen.

Fake-Accounts verbreiten Leaks weiter

Es beginnt im Juni 2016 mit einem Facebook-Nutzer namens Melvin Redick aus Pennsylvania. Seiner ist einer der ersten Accounts, die einen Link zur damals erst wenige Tage alten Webseite "DC Leaks" verbreiteten. Dort waren E-Mails von demokratischen Politikern abrufbar, zu denen sich Unbekannte Zugriff verschafft hatten. Der Beginn einer ganzen Serie von Leaks, die primär dem republikanischen Kandidaten Trump halfen und seiner demokratischen Gegnerin Hillary Clinton schadeten.

Doch in den Telefonbüchern von Pennsylvania ist kein Melvin Redick zu finden. Die Fotos auf seinem echt wirkenden Facebook-Konto stammen vom Account eines brasilianischen Users. Die von ihm angegebenen Schulen und Universität wissen nichts von ihm.

Facebook vermutet Verbindungen zum Kreml

Der erfundene Facebook-Nutzer ist nur eines von vielen Fake-Konten, die auftauchen sollten. Auch zahlreiche andere wurden in dem sozialen Netzwerk und auch auf Twitter entdeckt. Sie verbreiteten Falschinformationen, Leaks und Anti-Clinton-Botschaften. Facebook sperrte hunderte Accounts, die es einer russischen Firma zuordnete, die Verbindungen zum Kreml haben soll.

Viele der ferngesteuerten Nachrichten erzeugten kein großes Echo. Wenngleich sich schwer sagen lässt, wie stark die Auswirkung auf die öffentliche Meinung war, so halfen sie doch dabei, "das Feuer des Zorns und Misstrauens in einem polarisierten Land zu schüren", formuliert es die "Times".

Soziale Medien als Waffe

Die Reportage geht auch darauf ein, wie die in den USA erfundenen Plattformen unfreiwillig zu einer Waffe gemacht wurden, wie die gefälschten Accounts auf Facebook operierten und wie die Bot-Armeen auf Twitter funktionierten. Die schiere Menge an Nutzern – alleine auf Facebook sind es bald zwei Milliarden – erschwert aktives Vorgehen. Fake-Accounts werden oft erst gelöscht, wenn genug andere Nutzer sie melden.

Man gelobt freilich Besserung, um "die Integrität des zivilgesellschaftlichen Diskurses" zu wahren. Auch Twitter, das von einem ehemaligen FBI-Agenten scharf für seine Untätigkeit kritisiert wird, verspricht nachzurüsten.

Verwaschene Grenzen

Die Unterscheidung zwischen automatischer, bezahlter und tatsächlicher Meinung ist auf solchen Netzwerken oft schwer. So erreichte die "Times" verschiedene Twitter-User, die angaben, dass sie auf Twitter lediglich ihre eigene Meinung kundtaten, und Verbindungen zum Kreml verneinten.

Während die Aufarbeitung des Wahlkampfs weiter im Gang ist, geht auch der Informationskrieg weiter. Egal ob Angriffe im syrischen Bürgerkrieg, die Situation in der Ostukraine oder andere prominente politische Themen – neben staatlich gelenkten Medien wie Sputnik News und RT kann sich der Kreml auf die Unterstützung von Bots und von Nutzern verlassen, die, egal ob aus echter Überzeugung oder nicht, für ihn in die Meinungsschlacht ziehen. (red, 11.9.2017)