Die neue Präsidentin Halimah Yacob mit Ehemann Mohammed Abdullah Alhabshee.

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Singapur – Der südostasiatische Stadtstaat Singapur bekommt erstmals in seiner Geschichte eine Präsidentin. Die frühere Parlamentspräsidentin Halimah Yacob wurde am Mittwoch als neues Staatsoberhaupt bestimmt, nachdem sämtliche Gegenkandidaten zuvor disqualifiziert worden waren. Eine Wahl fand nicht statt. Kritiker bezeichneten die Besetzung des Postens als undemokratisch.

Yacob gehört der muslimischen Minderheit der Malaien an, sie ist die erste Frau in dem Amt. Letztmals wurde der Posten 1965 bis 1970 von einem Malaien, Yusof Ishak, bekleidet. Die Mehrheit in dem 5,5 Millionen Einwohner zählenden Singapur bilden ethnische Chinesen. Neben der als undemokratisch empfundenen Auswahl Yacobs wurde kritisiert, dass die Kandidatur für das Präsidentenamt erstmals einer bestimmten Ethnie, nämlich Malaien, vorbehalten war.

Mitbewerber aussortiert

Ursprünglich war eine Wahl für den 23. September vorgesehen. Doch die vier Mitbewerber Yacobs waren schnell aussortiert worden: zwei wegen ihrer nicht-malaiischen Abstammung und zwei weitere, malaiische Geschäftsleute, weil ihre Unternehmen nach den strengen singapurischen Wahlgesetzen nicht groß genug waren. Es war nicht das erste Mal, dass die Regierung durch Disqualifikation von Kandidaten eine Wahl obsolet machte.

Die 63-jährige Politikerin, die dem Parlament seit rund zwei Jahrzehnten angehört, wurde daraufhin am Mittwoch formell als neue Präsidentin auserkoren und soll am Donnerstag ins Amt eingeführt werden. Angesichts der Kritik versprach sie, "Präsidentin für alle" sein zu wollen. "Obwohl es keine Wahl gibt, bleibt mein Engagement, Ihnen zu dienen, dasselbe."

Der Präsident von Singapur hat wenig Einfluss und hauptsächlich repräsentative Aufgaben. Wichtiger als das Präsidentenamt ist in Singapur der Posten des Ministerpräsidenten. Aktueller Premierminister ist Lee Hsien Loong (63), der älteste Sohn des verstorbenen Staatsgründers Lee Kuan Yew. (APA, 13.9.2017)