Es klingt logisch: Kinder und Jugendliche sollen erst dann den regulären Unterricht besuchen, wenn sie ausreichend Deutsch sprechen. Tatsache ist aber, dass dieser Vorschlag von ÖVP und FPÖ an der Realität vorbeigehen und die Integration von Flüchtlingskindern behindern statt befördern könnte.

Ja, es kann sinnvoll sein, Kinder, die kein Wort Deutsch sprechen, eine Zeitlang in Intensivkursen zu unterrichten. Experten sind sich aber einig, dass dies zeitlich begrenzt werden sollte. Sonst läuft man zum einen Gefahr, dass sich die Kinder als "schlecht" abgestempelt fühlen; außerdem fällt die Integration in der eigentlichen Klasse dann schwerer, weil sie viel später passiert. Zum anderen werden die Schüler spät einer Umgebung ausgesetzt, wo rund um sie deutsch gesprochen wird, was für den Spracherwerb besonders wichtig ist.

Abgesehen davon hat der Vorschlag in den Städten und da vor allem in Wien nichts mit der Realität zu tun. In der Hauptstadt haben 70 Prozent der Kinder an den Neuen Mittelschulen eine andere Umgangssprache. Natürlich heißt das nicht, dass sie allesamt Probleme mit der deutschen Sprache haben, aber es zeigt, dass Extraklassen kaum etwas bringen werden. Wenn Politikern die Integration tatsächlich am Herzen läge, sollten sie stattdessen zusätzliches Förderpersonal für die Schulen bereitstellen und den Lehrern noch mehr Aus- und Weiterbildung in dem Bereich bieten. (Lisa Kogelnik, 13.9.2017)