Barcelona/Madrid – Kataloniens Regionalregierung will das Referendum über eine Abspaltung von Spanien am 1. Oktober auch gegen den Widerstand der Justiz und der Zentralregierung organisieren. "Die sollen machen, was sie wollen, aber wir werden abstimmen", sagte Regierungschef Carles Puigdemont in der Nacht auf Donnerstag.

Die Referendumswebsite wurde am Mittwochabend auf Anordnung der Justiz geschlossen. In Spanien herrschten inzwischen Zustände wie in China, sagte Puigdemont in Anspielung auf die dortige Internetzensur. Auf Twitter veröffentlichte er eine Alternativadresse für die Seite.

Madrid will hart bleiben

Das Referendum wurde vom spanischen Verfassungsgericht untersagt. Die Staatsanwaltschaft lud am Mittwoch mehr als 700 Bürgermeister der Region, die die Abhaltung der Abstimmung unterstützen, als Beschuldigte zu Anhörungen vor. Die Polizei wurde angewiesen, jeden Politiker festzunehmen, der der Vorladung nicht Folge leistet.

Puigdemont weist die Maßnahme als "Ungeheuerlichkeit" zurück. "Kann irgendjemand in der westlichen Welt allen Ernstes glauben, dass man zur Problemlösung beiträgt, wenn man 75 Prozent der (katalanischen) Bürgermeister festnimmt?", fragte er.

Hunderttausende waren am Montag in Barcelona auf die Straßen gegangen, um die Unabhängigkeit zu fordern. Spaniens konservativer Regierungschef Mariano Rajoy hat mehrfach betont, dass er die Loslösung der wirtschaftsstärksten Region unter keinen Umständen zulassen werden. In Umfragen schwankt der Anteil der Befürworter einer Abspaltung zwischen 40 und gut 50 Prozent. (APA, 14.9.2017)