Sylvia Saringer moderiert den Reality Check auf ATV.

Foto: ATV

Matthias Strolz und Irmgard Griss in Graz.

Foto: APA/EXPA/SEBASTIAN PUCHER

"Reality Check": Jetzt ist auch der Privatsender ATV dazu übergangen, die Spitzenkandidaten der wahlwerbenden Parteien auf Herz und Nieren zu prüfen. In aller Herrgottsfrüh begleitete Sylvia Saringer das ungleich älteste Paar seit Harold & Maude nach Graz. Dort wollten die Neoliberalen zwanglos mit "Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern" ins Gespräch kommen.

Matthias Strolz und Irmgard Griss bilden – so meinte einmal ersterer – zusammen ein "Kräftefeld". Das geht in Ordnung, nimmt man das Strahlen der Kandidaten als Gradmesser. Strolz hatte sogar auf ein vorheriges Frühstück verzichtet. Der dynamische Neos-Boss wird bald jeden beliebigen Baum umso leichter umarmen können, da ihn kein Bäuchlein mehr am Zärtlichsein hindert.

Asymmetrien in der Paarbeziehung

Trotzdem dürfen – ATVs Recherchen sei Dank – auch Asymmetrien in der Paarbeziehung nicht verschwiegen werden. Erst vor der Bäckereivitrine fiel es Strolz ein, dass Griss ihn einzuladen habe. Die gestandene Richterin machte leichtsinnige Miene zum neckischen Beziehungsspiel. Sie wird sich über das Frauenbild ihres blutjungen Kavaliers womöglich mehr gewundert haben als über dessen gelegentliche, höchst unglüchliche Ausflüge in die Poesie.

In den Häuserschluchten von Graz wartete dann die ungeschönte Wirklichkeit auf Bonnie & Clyde. Einem arbeitslosen Afrikaner empfahl Griss mit kluger Weitsicht, er müsse "halt schauen". Strolz hatte den Bienenstich noch kaum heruntergeschluckt, als eine sehr erregte Dame ihm weismachte, den Fremden würde "des Göd hinten einig’schoben". Glücklicherweise hatte Griss vorher das Geld für die Backwaren nur über die Budel geschoben. (Ronald Pohl, 14.9.2017)