Weit verbreitet und hübsch anzusehen: der Gesäte Tintling (Coprinellus disseminatus).

Foto: R. Lücking/Botanischer Garten Berlin

Berlin – Mit schätzungsweise 2,2 bis 3,8 Millionen Arten sind Pilze das zweitgrößte Organismenreich der Erde – nach den Tieren. Zu diesem Schluss kommen deutsche und britische Forscher in einer Studie im Fachblatt "Microbiology Spectrum". Pilze übertreffen die Vielfalt der Pflanzen demnach um etwa das Sechs- bis Zehnfache.

In der Vergangenheit reichten die Spekulationen von etwas mehr als einer halben Million bis zu mehr als fünf Millionen Pilzarten weltweit. Derzeit sind allerdings erst 120.000 Pilzarten bekannt und wissenschaftlich beschrieben. Dies entspricht nur etwa drei bis acht Prozent der geschätzten globalen Pilzvielfalt.

Mehr als zwei bis drei Millionen Pilzarten sind nach Angaben der Forscher also noch zu entdecken und zu beschreiben. Die Pilze sind damit das am wenigsten studierte der drei großen Organismenreiche: Während bei den Pflanzen etwa 80 Prozent von geschätzten 390.000 Arten katalogisiert sind, sind es bei den Tieren rund 20 Prozent von geschätzten sieben Millionen Arten.

Omnipräsente Fungi

Die Forscher vermuten viele unbeschriebene Pilzarten in Hotspots wie den Tropen, in wenig untersuchten Lebensräumen wie in symbiontischen Flechten oder Insekten sowie in unbearbeitetem Material naturkundlicher Sammlungen. Pilze sind in allen Ökosystemen vorhanden, sogar im Meer. Zum Reich der Pilze zählen Einzeller wie die Backhefe ebenso wie der makroskopische Fliegenpilz oder auch die Flechtenpilze.

Viele Pilze zersetzen totes organisches Material und sind damit ökologisch von zentraler Bedeutung im Nährstoffkreislauf. Pilze sind aber auch bedeutende Krankheitserreger bei Pflanzen, Tieren und dem Menschen. Abgesehen von Delikatessen wie Trüffeln bilden Pilze die Grundlage für tägliche Lebensmittel wie Brot und Käse, alkoholhaltige Getränke und Medikamente wie Antibiotika. (APA, red, 16.9.2017)