Delia Mayer (Liz Ritschard), Stefan Gubser (Reto Flückiger), Fabienne Hadorn (Corinna Haas).

Foto: ORF/ARD/Daniel Winkler

Ein Mann stürzt sich von einer Autobahnbrücke und wird von einem Bus erfasst. Der vemeintliche Selbstmord, der sich bald als Mord entpuppt, lässt beim Fahrer unverarbeitete Erinnerungen hochkochen. Im Schock holt er den Toten unterm Bus hervor und tritt schreiend auf ihn ein. Passanten filmen die unfassbare Tat. Den Ermittlern Flückiger (Stefan Gubser) und Ritschard (Delia Mayer) wird bald bewusst: Hier muss nicht nur ein Todesfall geklärt werden, es wird auch darum gehen, einen weiteren zu verhindern.

Zwei Leben heißt der zwölfte Schweizer Tatort am Sonntag, der als Überthema posttraumatische Belastungsstörungen verarbeiten will. Der Busfahrer Beni Gisler war früher Lokführer. Aus dieser Zeit trägt er die unverheilten psychischen Wunden zweier Schienensuizide mit sich herum. Der nunmehr dritte Vorfall lässt Gisler an eine Verschwörung glauben.

Erschreckend real

Michael Neuenschwander spielt den psychisch Labilen, der zwischen Selbstjustiz und Selbsthass hin- und herpendelt, erschreckend real. Mit wenigen Worten, aber körperlich umso präsenter, ist er der große Pluspunkt dieses Tatort.

Ansonsten haben die Drehbuchautoren ein wenig in der Schweizer Klischeekiste gegraben und dem Toten eine abenteuerliche Vorgeschichte aus der Abteilung Wirtschaftsgaunerei inklusive inszenierten ersten Ablebens in der Tsunami-Katastrophe von 2004 angedichtet. Dass der Täter letztlich der ist, von dem man es am wenigsten erwarten durfte, gehört weiters nicht gerade zu den originellsten Einfällen.

Immerhin atmosphärisch gewinnt Zwei Leben dadurch, dass auch die Nebencharaktere nicht gerade sorgenfrei durchs Leben gehen. Sein Packerl hat hier jeder zu tragen. (Stefan Weiss, 16.9.2017)