Bei der Koloskopie können Darmpolypen entdeckt und entfernt werden.

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Friedrich Anton Weiser / Monika Ferlitsch / Georg Slavka / Hagen Schaub: "Darmkrebs – Vorbeugen, Erkennen, Behandeln oder: der 60. Geburtstag des Hans König"
€ 14,90 / 96 Seiten, Verlagshaus der Ärzte, 2017

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Es ist die Geschichte von Hans König. Der fiktive Charakter erlebt im Buch "Darmkrebs – Vorbeugen, Erkennen, Behandeln" zuerst seinen 60., eine Seite weiter seinen 50. Geburtstag. Zuallererst zeigt sich ein Schreckensszenario: König wacht an seinem 60. Geburtstag mit starken Schmerzen und Übelkeit auf, wird ins Spital gebracht und erhält die Diagnose Darmkrebs. Trotz OP und Chemo stirbt er drei Wochen später.

Nun folgt der erfreulichere Geburtstag. Die Zeit wird zurückgedreht. Der Leser springt zehn Jahre zurück und erlebt als Zeuge beim 50. Geburtstag des Protagonisten ein Gespräch zwischen Vater und Sohn, der gerade in seiner Facharztausbildung ist. Folglich rät er dem Vater, ab jetzt regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge zu gehen. Der hat viele Fragen, die im Verlauf der nächsten Seiten beantwortet werden: Wie läuft die Untersuchung ab? Tut das weh? Welche Medikamente kann ich nehmen? Wie finde ich den richtigen Arzt? Wie muss ich mich vorbereiten?

Der Ratgeber liest sich wie ein Kinderbuch, das Sachverhalte in einfacher Sprache und detailliert erklärt. Infokästen bringen dem Leser medizinische Fachbegriffe näher, Grafiken und Bilder veranschaulichen die Abläufe einer Darmspiegelung. Dabei folgt der Leser dem Protagonisten Hans König auf Schritt und Tritt – er fühlt mit ihm und erfährt jede Einzelheit, etwa dass Patienten während der Untersuchung eine Einmalhose aus starkem Papier tragen, auf der linken Seite und auf dem Rücken liegen.

Theoretischer Teil

Die Erzählform schafft Nähe. Ziel ist: Sich als Leser Fragen zur Darmspiegelung zu stellen. Die Geschichte des Protagonisten geht am Ende gut aus, er feiert ein zweites Mal seinen 60. Geburtstag – nachdem er ab seinem 50. Geburtstag regelmäßig bei der Koloskopie war – und ist kerngesund.

Hier endet seine Geschichte und der theoretische Teil des Sachbuches beginnt. Es folgen Fakten rund um Entstehung, Diagnose, Therapie und Heilungschancen von Darmkrebs. Dazu kommen Tipps zur richtigen Ernährung und ein Kapitel über die Darmkrebsvorsorge in Österreich. Am Ende stehen die wichtigsten Fragen zum Thema noch einmal kurz zusammengefasst, die letzen Seiten sind eine konkrete Handlungsanleitung dafür, was wenige Tage und Stunden vor der Darmspiegelung beachtet werden muss. Was auf den ersten Seiten schon in einer lockeren Erzählform erklärt wurde, wiederholt sich hier in sachlicherem Ton. Überhaupt sind Wiederholungen im Buch häufig. In jedem Fall steht fest: Wer dieses Buch liest, kann kaum besser über die Koloskopie informiert sein.

Bildlich vorstellen

Illustriert ist das Sachbuch mit einer Vielzahl bunter Sujetfotos, deren Zusammenhang zum Text sich des öfteren nicht erschließt. Dazu kommen Detailaufnahmen von Polypen und Darmspiegelungen. Hier wollten die Autoren – drei Ärzte und ein Autor – sicherstellen, dass Betroffene sich auch bildlich genau vorstellen können, wie es während einer Darmspiegelung in ihrem Körper aussieht.

Fazit: Vor allem der persönliche Zugang, die Geschichte eines konkreten Patienten, könnte jene ansprechen, die bisher nie über die Notwendigkeit, zur Darmspiegelung zu gehen, nachgedacht haben oder alle, die von den vielen Informationen rund um die Koloskopie bisher überfordert waren. Bleibt nur zu hoffen, dass Sie dieses Buch in die Hände bekommen. (Bernadette Redl, 22.9.2017)