Bild nicht mehr verfügbar.

Larry David kehrt in den USA am Sonntag mit neuen Folgen von "Curb Your Enthusiasm" zurück.

Foto: REUTERS/Mario Anzuoni

Ein lange gut gehütetes Geheimnis wurde diese Woche gelüftet: "House of Cards"-Erfinder Beau Willimon ist wieder am Werken. Nach seinem Ausstieg aus der Netflix-Serie war lange nicht klar, wo es den Serienmeister hinzieht. Willimon entwickelt für den US-Streamer Hulu die Weltraumserie "The First", diese Woche wurde bekannt, dass Sean Penn mitspielt. Penn hat in seinem Schauspielerleben nicht sehr viel falsch gemacht, privat war er mit Robin Wright verheiratet, der Präsidentengattin aus "House of Cards". Es war eine leidenschaftliche Ehe mit einem ebensolchen Ende 2009. So hängt irgendwie alles zusammen. Mir kann's recht sein.

Schon sind wir beim Kernauftrag, was Sie diese Woche schauen sollten. Zuvor noch der zwingende SPOILER-ALARM: Wer ganz sicher nichts über Inhalte der im Folgenden besprochenen Filme und Serien wissen will, liest nur das FETTGEDRUCKTE:

Freitag, 29.9: Unsere Seelen bei Nacht, Netflix
Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich meine Liebe zu Jane Fonda gestehe, ganz einfach weil man Jane Fonda lieben muss. Und natürlich muss man auch Robert Redford uneingeschränkt lieben, weshalb das Bild der beiden sich herzenden und küssenden Hollywoodstars am Netflix-Sujet naturgemäß große Anziehungskraft ausübt.

Jane Fonda und Robert Redford lernen einander im Bett näher kennen.
Foto: Netflix

Die Anfrage, die Addy (Fonda) an Louis (Redford) richtet, ist so förmlich wie korrekt und doch eher nicht alltäglich: Ob er ab und an zu ihr nach Hause kommen möchte, um mit ihr zu schlafen. Es lässt sich ja alles begründen: "Wir sind beide allein." Und es gehe nicht ausschließlich um Sex, sondern darum, gemeinsam im Bett zu liegen, zu reden und zusammen einzuschlafen. Wer könnte da schon Nein sagen? "Ich werde darüber nachdenken", sagt Louis. Eine schlimmere Antwort kann es kaum geben, obwohl er's ernst meint. Er denkt darüber nach, die ganze Nacht, einen ganzen Tag und einen Abend. Dann ruft er an und bekundet ebenso förmlich höfliches Interesse: "Ich würde es gerne probieren." – "Oh", sagt Addy. "Morgen?", sagt Louis. "Morgen geht für mich gut", sagt Addy. Na also, von nichts kommt nichts.

Eher selten beginnen Liebesgeschichten unter Menschen mit 70 plus im Bett. Diese schon, und das erste Mal ist wie so oft auch hier kein Selbstläufer. Wer so lange aus der Übung ist, muss erst wieder hineinkommen, dabei geht es tatsächlich nicht nur um Sex. Bis es so weit kommt, knüpfen die beiden zarte Bande und erzählen einander Lebensgeschichten, und irgendwann nimmt Luis dann doch den Vordereingang in Eddys Haus, weil es egal ist, was die Leute sagen.

Die 79-jährige Fonda und der 81-jährige Redford haben als Filmliebespaar eine gemeinsame Geschichte, dreimal spielten sie gemeinsam, in "Ein Mann wird gejagt", "Barfuß im Park" und "Der elektrische Reiter", waren oder wurden zwischen 1965 und 1980 ein Liebespaar. Der Zauber, der dieser Filmverbindung innewohnt, hat nicht nachgelassen. Fonda und Redford sehen fantastisch aus, sie spielen großartig, man kann auch ein bisschen weinen, so beautiful!

KinoCheck International

Sonntag, 1.10.: Curb Your Enthusiasm, HBO
Im US-Fernsehen ist der Herbst in vollem Gange, auf allen Sendern starten Serien oder laufen neue an, einige Highlights sind dabei: Am 1. Oktober startet auf HBO die lang ersehnte neunte Staffel von "Curb Your Enthusiasm", Larry David ließ sich lange bitten und verwandte Cäsar, um seine Rückkehr zu erklären: "Ich ging, tat nichts und kam zurück." In zehn neuen Folgen kehrt die geliebte Truppe zurück, überdies kommen Gäste zu Ehren: Unter anderen schauen Bryan Cranston, Lauren Graham, Jimmy Kimmel vorbei. Selbentags geht auf Fox die 29. Staffel der "Simpsons" on air. Besser geht's fast nicht.

HBO

Montag, 2.10. Stunde des Bösen, ZDF
Nein, nicht die Wahlkonfrontationen des heutigen Tages, sondern eine kleine, feine Reihe des ZDF-Fernsehspiels. Es handelt sich um eine vierteilige Thrillerreihe, in der die ZDF-Nachwuchsredaktion jungen Drehbuch- und Regietalenten Gelegenheit gibt, ihre eigenen Spielarten des Thrillergenres zu entwickeln. Die Filme dieser zweiten Auflage von "Stunde des Bösen" werden ausschließlich von Regisseurinnen inszeniert. Der erste Film der Reihe, "Winterjagd" von Astrid Schult, erzählt Zeitgeschichte mit den Stilmitteln des Thrillers.

Es hämmert der Specht, es krächzt die Krähe, als Lena (Carolyn Genzkow) ihren ersten Schuss im Wald abfeuert. Nur ein Versuch, ernst ist es ihr kurze Zeit später, als sie den 90-jährigen Anselm (Michael Degen, "Nicht alle waren Mörder") und dessen Tochter (Elisabeth Degen) in ihrem abgelegenen Landhaus unter falschem Vorwand in ihre Gewalt bringt. Ein Racheakt, wie sich herausstellt, denn Anselm mordete in Auschwitz – vom Schreibtisch aus und nicht nur von da. Mit ganzer, manchmal vielleicht etwas zu direkt gelenkter Wucht werden hier die Taten der Großvätergeneration abgerechnet, es ist die Vergangenheit, und es ist gut, dass sie nicht ruhen soll.

Die weiteren Filme: "Detour" (9.10.) von Nina Vukovic, "Lockdown – Tödliches Erwachen" (16.10.) von Bogdana Vera Lorenz und "Die Familie" (23.10.) von Constanze Knoche.

Dienstag, 3.10. Willkommen bei den Honeckers, ARD
Vor Erich Honecker musste man sich zu DDR-Zeiten in Acht nehmen, das hat sich bis heute nicht geändert. Vor dieser Ossi-Retro-Komödie von Philipp Leinemann mit Max Bretschneider, Uwe Preuss und Bernd Michael Lade wird hier ausdrücklich gewarnt. Mit ermüdender Beharrlichkeit werden Ossi-Klischees ausgebeutet, der Soundtrack klingt wie aus dem Radiosender, der "die größten Hits der 80er und 90er" abspult. Martin Brambach (als Erich Honecker), Suzanne von Borsody, Ronald Zehrfeld, selbst Heino können da nichts retten. Nach einer wahren Begebenheit, und dennoch. Lahme Partie.

Dienstag, 3.10. Die Füchsin – Dunkle Fährte, 23.30, ARD
Ihren ersten Orden nahm die österreichische Produzentin, Regisseurin und Drehbuchautorin Sabine Derflinger vergangene Woche von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny entgegen. Die Stadt Wien ehrte Derflinger mit dem Goldenen Verdienstzeichen für Filme wie "Vollgas", "Tag und Nacht", "Eine von 8" und "Dämmerung über Burma". Dem ORF kommt ihr Können bei den "Vorstadtweibern" – ab 8. Jänner in der neuen, dritten Staffel – zugute, ihr "Tatort: Angezählt" wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Im November kommt ihr neuer Film in die Kinos – "Anna Fucking Molnar" von und mit Nina Proll. Derzeit dreht Derflinger in Köln eine Folge der ARD-Reihe "Die Füchsin", einer Krimireihe mit Lina Wendel in der Rolle der ehemaligen DDR-Spionin Anne Marie Fuchs. Es wird dies ihr dritter Fall sein, den ersten aus dem Jahr 2015 kann man heute sehen.

Und hier noch der Trailer der Woche, ausnahmsweise Kino, aber weil's grad so schön passt, zu "Anna Fucking Molnar".

Filmladen Filmverleih

In diesem Sinne: frohes Schauen! (Doris Priesching, 28.9.2017)