"Die großen Drei um drei" hieß es im Linzer Designcenter, wo das einzige Dreierduell der Chefs von SPÖ (Christian Kern), ÖVP (Sebastian Kurz) und FPÖ (Heinz-Christian Strache) über die Bühne ging.

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Linz – Zumindest mit der Bestuhlung war man vertraut. Christian Kern (SPÖ), Sebastian Kurz (ÖVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) nahmen – auf Einladung der "Oberösterreichischen Nachrichten", der Bundesländerzeitungen und der "Presse" – auf dem Podium auf ausgemusterten Abgeordnetensesseln aus dem Parlament Platz. Abgesehen davon war das Aufeinandertreffen der Parteispitzen Freitagnachmittag im Linzer Designcenter eine Premiere. Die erste und einzige Konfrontation der "großen Drei" in diesem Wahlkampf – und das erste Duell der beiden Regierungspartner.

Am Freitag sind die Spitzenkandidaten von SPÖ, ÖVP und FPÖ zum ersten und einzigen Mal zu einer Dreierkonfrontation zusammengekommen. Organisiert wurde die Debatte von den Bundesländerzeitungen. Beitrag aus der ZiB um 17 Uhr.
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Bereits zwei Stunden vor dem eigentlichen Veranstaltungsbeginn formierten sich vor der Halle die jeweiligen Fangruppen. Im Saal selbst nahmen dann rund 1000 Gäste Platz. Die Erwartungen waren klar: Wer mit wem? Schwarz-Blau oder doch eher großkoalitionäre Gefühle auf der Bühne? Oder gar ein Treffen der politischen Wahleinzelkämpfer?

Harmonischer Dreiklang

Zumindest zu Beginn der Diskussion verlief das Gespräch über weite Strecken durchaus harmonisch. So war man sich etwa über Chancen und Risiken im Bereich der Digitalisierung weitgehend einig. Es gehe vor allem darum, dass Österreich auch in diesem Bereich Erfolg hat – und dieser Erfolg bei allen ankommt.

Kurz warnte dann davor, die Digitalisierung allzu negativ zu sehen: "Ja, es werden Jobs verlorengehen. Aber es werden auch neue Jobs kommen. Und diese gilt es in Österreich zu halten." Der türkise Spitzenkandidat versuchte dann den Spagat zwischen dem technologischen Fortschritt und den Bildungsproblemen in Österreich.

Einigkeit bei Bildungspflicht

Einig war man sich dann, was eine Bildungspflicht betrifft. Sowohl Kurz als auch Strache sprachen sich etwa für eine Deutschpflicht vor Schuleintritt aus. Kern will auf Nachfrage zumindest über eine Bildungspflicht nachdenken: "Ein sehr interessanter Vorschlag. Darüber kann man diskutieren." Strache zeigte sich im Bildungsbereich vom Außenminister durchaus begeistert: "Ich sehe, Kurz wird ein Fan von mir."

Ein paar Unfreundlichkeiten

Der FPÖ-Chef kam in der Diskussion überhaupt erst mit deutlicher Verspätung in Schwung. Über weite Strecken zeigte sich der blaue Spitzenkandidat zunächst ungewohnt wortkarg. Erst bei den blauen Kernthemen wie der Migration legte Strache dann an Schärfe zu – und ging auch auf Frontalangriff in Richtung Bundeskanzler: "Sie schützen sich mit einer Mauer – und an den Grenzen fehlt der Schutz."

Kern konterte: "Danke für die Unfreundlichkeiten. Da muss ich zumindest in den nächsten Tagen nicht mehr erklären, warum ich nicht mit Ihnen zu koalieren gedenke." Straches Konter: "Sie gehen ja ohnehin in Opposition." Kerns Replik: "Abwarten, abwarten." Kurz mahnte dann beim Thema Zuwanderung noch ein, es sei illusorisch, "das Migrationsproblem in den Herkunftsländern zu lösen".

Die Bilanz nach gut eineinhalb Stunden: eine über weite Strecken sachliche Diskussion, kaum inhaltlich Neues, wenig An- und Untergriffe. Und selbst die Frage nach dem politischen Liebeswerben – Türkis-Blau? Rot-Blau? – wurde an diesem Nachmittag in Linz nicht beantwortet. (Markus Rohrhofer, 16.9.2017)