Der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze hat dazu geführt, dass Frauen nach der Karenz schneller wieder in ihren Beruf zurückkehren.

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Wien – Frauen steigen schneller wieder in den Job ein. Hat die Unterbrechung bei Frauen, die bereits vor der Geburt regelmäßig gearbeitet hatten, 2006 noch 732 Tage gedauert, waren es 2012 nur mehr 607 Tage. Das zeigt die Auswertung "Wiedereinstiegsmonitoring" der Arbeiterkammer Wien. Väter gehen verstärkt in Karenz, allerdings kürzer.

Für das Wiedereinstiegsmonitoring wertete die L&R Sozialforschung Daten von allen Frauen und Männern aus, die zwischen 2006 und 2014 Kinderbetreuungsgeld bezogen haben. Betroffen waren 471.000 Frauen und 74.000 Männer. Selbstständige und Beamte sind von der Studie ausgenommen.

Als Gründe für den schnelleren Wiedereinstieg der Mütter in den Job sieht die Wiener Arbeiterkammer die 2008 eingeführten kürzeren Modelle für den Bezug des Kinderbetreuungsgeldes, eine stärkere Aufteilung der Karenz zwischen Vätern und Müttern und deutlich mehr Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Diese wurden in den vergangenen Jahren mit Investitionen des Bundes stark ausgebaut.

Kürzere Varianten

Am beliebtesten war bei Eltern, die vor der Karenz gut erwerbsintegriert waren, im Jahr 2014 das einkommensabhängige Kindergeld, 34 Prozent haben diese Variante gewählt. Noch immer 29 Prozent, also fast ein Drittel dieser Eltern, wählten das Modell, bei dem ein Elternteil 30 Monate und der zweite sechs Monate Kinderbetreuungsgeld bezieht. 28 Prozent wählten das Modell 20 plus vier Monate. Fünfzig Prozent der Frauen, die nicht oder schlecht erwerbsintegriert sind, wählten weiterhin die Langvariante 30 plus sechs Monate. Generell gilt, dass Frauen mit niedrigem Einkommen sich eher für längere Varianten entscheiden.

Wenig überraschend gehen Frauen, die kürzere Bezugszeiten gewählt haben, auch schneller zurück in den Job. Im Jahr 2012 arbeiteten 71 Prozent der Bezieherinnen des 20-plus-vier-Modells beim zweiten Geburtstag des Kindes wieder, wenn sie zuvor erwerbsmäßig gut integriert waren. Beim einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeld waren es sogar 80 Prozent. Dem stehen 34 Prozent bei der Langvariante (30 plus sechs) gegenüber.

Neues Konto

Für Geburten ab dem 1. März 2017 gilt das neue Kinderbetreuungsgeldkonto, die Pauschalvarianten wurden abgeschafft. Damit fällt auch die finanzielle Besserstellung der Langvariante weg. Die Arbeiterkammer Wien erwartet, dass der Wiedereinstieg in den Job für Mütter deshalb zukünftig noch schneller gehen wird.

Die Zahl der Väter, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, hat sich seit 2006 von 3.583 auf 8.724 mehr als verdoppelt. Väter mit akademischem Abschluss gehen häufiger in Karenz, aber auch solche mit Pflichtschulabschuss, die zuvor nicht regelmäßig erwerbstätig waren. Anteilsmäßig bleibt der Wert aber gering: 2013 war bei zwölf Prozent der Paare, die erwerbsmäßig gut integriert waren, auch der Vater in Karenz, 2006 waren es nur drei Prozent.

Die Zeit, in der Väter ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen, ist aber von 214 auf 91 Tage gesunken. Das dürfte an der Verkürzung der Mindestbezugsdauer des Kinderbetreuungsgeldes auf zwei Monate im Jahr 2010 liegen. "Viele Männer orientieren sich also bei den Modellen jeweils an der geringstmöglichen Zahl an Monaten", schreibt die Arbeiterkammer. Um die Väterbeteiligung weiter zu steigern, fordern die Arbeitnehmervertreter einen Rechtsanspruch auf den Papamonat – die gemeinsame Zeit mit dem Kind nach der Geburt.

Väterkarenz beschleunigt Wiedereinstieg für Frauen

Die Studie zeigt jedenfalls, dass die Väterkarenz den Wiedereinstieg für Frauen erleichtert hat. Wenn auch der Vater in Karenz war, waren 74 Prozent der Mütter, die 2012 eine Geburt hatten, beim zweiten Geburtstag des Kindes wieder im Job. Gesamt liegt der Wert bei 60 Prozent.

Frauen in dichtbesiedelten Gebieten kehren ebenfalls schneller in den Job zurück als jene auf dem Land. Frauen, die 2012 eine Geburt hatten und in einem dichtbesiedelten Gebiet – das ist vor allem Wien – leben, sind zu 69 Prozent wieder zurück im Erwerbsleben. In gering besiedelten Gebieten sind es 57 Prozent. Die Arbeiterkammer sieht hier vor allem die vielen Kinderbetreuungsplätze für unter Dreijährige in Wien als Grund und fordert den weiteren Ausbau. "Jährlich sollen 100 Millionen Euro fließen", sagt Präsident Rudolf Kaske. Zwar sei die Anstoßfinanzierung bis 2018 verlängert worden, es brauche aber eine Regelung für die Zeit danach.

Um Frauen den Wiedereinstieg zu erleichtern und Benachteiligungen nach der Karenz zu verhindern, soll der Arbeitgeber eine gerichtliche Zustimmung einholen müssen, wenn er eine Frau nach ihrer Rückkehr versetzen will.

Deutliche Einkommensnachteile

Frauen müssen durch Karenz und Teilzeit weiterhin deutliche Einkommensnachteile in Kauf nehmen. So hatte die Hälfte der Frauen mit Geburten 2010 vor der Geburt ein monatliches Bruttoeinkommen von 2.000 Euro und mehr, im fünften Jahr danach erreichen nur mehr 31 Prozent dieses Einkommen. Bei Vätern sind dagegen kaum Einkommensverluste feststellbar. Männer mit Beginn des Kindergeldbezugs 2010 haben nur im ersten Jahr einen kleinen Einkommensverlust gegenüber der Zeit davor, der Anteil der Männer mit Einkommen ab 2.000 Euro verringert sich von 67 auf 64 Prozent. Allerdings fallen bereits im zweiten Jahr nach Beginn des Kindergeldbezugs mit 70 Prozent mehr Männer als vor dem Kindergeldbezug in dieses Einkommenssegment. (Lisa Kogelnik, 18.9.2017)