Durchschnittlich 1.200 Menschen erkranken in Österreich jährlich an Kopf-Hals-Tumoren. "75 Prozent der Betroffenen kommen aber erst im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit zu uns", skizzierte Herbert Riechelmann, Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für HNO, eine der damit zusammenhängenden Problematiken.

"Die Krankheit trifft mitten in die Persönlichkeit der Betroffenen", sagte Riechelmann. Betroffen seien etwa die Kommunikation, die soziale Interaktion, atmen oder essen. Die Behandlung im fortgeschrittenen Stadium bezeichnete er darüber hinaus als "äußerst belastend". Darum müsse die Bevölkerung Bescheid wissen und auf die Risikofaktoren achten. Rauchen, Alkohol und das HP-Virus gehörten zu diesen. Bestünden Warnhinweisen wie Schmerzen im Mund und Rachen, Heiserkeit und Knoten am Hals länger als drei Wochen, "muss man zum Arzt gehen", mahnte er. Ein Kopf-Hals-Tumor ende unbehandelt "immer tödlich", erklärte Riechelmann.

Impfung mindert Gefahren

Sowohl Riechelmann als auch Andrea Posch, Geschäftsführende Oberärztin an der Innsbrucker Universitäts-Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, wiesen gesondert auf das HP-Virus hin. "Oraler Sex mit mehr als drei Partnern erhöht bereits das Risiko", führte Riechelmann aus. "HPV-Positive Tumore sind im Vormarsch", sagte Posch. Strahlentherapie sei bei diesen aber ein wirkungsvolles Mittel. "Diese Tumore schmelzen unter den Strahlen förmlich dahin", gab die Strahlentherapie-Expertin Anlass zur Hoffnung. Günther Gastl, Direktor der Innsbrucker Universitäts-Klinik für Innere Medizin V (Hämatologie und Onkologie), wies außerdem auf die Möglichkeit einer HPV-Impfung hin. "Die Impfung ist nebenwirkungsfrei", versuchte er zur Impfung zu motivieren, die noch vor dem Eintritt in die Pubertät erfolgen sollte.

Die Heilungschancen bei der Behandlung eines Kopf-Hals-Tumors in Innsbruck sind laut Daten der Statistik Austria besonders hoch. Mit unter 30 Prozent pro Jahr ist Tirol der Bundesländer-Spitzenreiter beim Verhältnis der Verstorbenen zu den Neuerkrankungen. Gründe dafür sind wohl unter anderem die "gute Geräteausstattung bei der Strahlentherapie" auf die beispielsweise Posch hinwies. Auch die Expertise der einzelnen Fachbereiche und die "interdisziplinäre Behandlung", die Gastl betonte, würden höchstwahrscheinlich zu diesem Erfolg beitragen. (APA, 18.9.2017)

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