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Am 3. August stürmten die Däninnen mit einem Sieg im Elfmeterschießen gegen Österreich ins Finale der EM. Jetzt streiten sie mit dem Verband über die Höhe von Prämien.

Foto: AP/ Ermindo Armino

Kopenhagen/Wien – "Undenkbar", sagt Willi Ruttensteiner. "Das kann ich ausschließen." Über seine persönliche Situation will der ÖFB-Sportdirektor derzeit nicht reden, über Frauenfußball spricht er schon. Ausschließen kann er, dass die Österreicherinnen, die am Dienstag in Serbien in die WM-Qualifikation starten, ähnlich wie die Däninnen in einen Streik treten, um beim Verband Forderungen nach höheren Prämien durchzusetzen. "Die Beziehung zwischen Verband und Fußballerinnen ist ausgezeichnet", sagte Ruttensteiner dem Standard am Montag. "Was die Prämien angeht, ist für den Beginn der WM-Qualifikation alles geklärt. Es hat Gespräche gegeben, es werden weitere Gespräche geführt."

Bei den Däninnen, die heuer bei der EM in den Niederlanden im Semifinale gegen Österreich gewannen und im Finale gegen die Gastgeberinnen verloren, hat sich die Lage am Montag beruhigt. Die Vereinbarung mit dem Verband sieht vor, dass Dänemark zu WM-Quali-Beginn am Dienstag in Ungarn in stärkster Formation antritt, hernach trifft man sich zu weiteren Verhandlungen.

Zuvor hatte die DBU den Kickerinnen angedroht, notfalls Ersatzspielerinnen aufzustellen. Die Fußballerinnen wiederum hatten Unterstützung von ihren Kollegen erfahren. Die Männerauswahl bot an, für die Fußballerinnen auf 67.000 Euro im Jahr zu verzichten. Die DBU hatte den Vorschlag laut Spielervereinigung aber am Sonntag abgelehnt. "Es ist sehr frustrierend, wenn man mit einem Verband zu tun hat, der nicht wirklich verhandeln möchte", sagte Jeppe Curth, Präsident der dänischen Spielervereinigung.

Laut DBU wiederum hatten sich die dänischen Teamspielerinnen seit knapp zwei Wochen geweigert, im Trainingslager zu erscheinen, da es keine gültigen Verträge gab. Sogar eine EM-Final-Revanche gegen die Niederlande wurde abgesagt, das Stadion in Horsens wäre mit 10.400 Zusehern voll besetzt gewesen. Die dänischen Spielerinnen reagierten mit Unverständnis auf die Spielabsage und auf die Drohung, dass Ersatzkräfte nominiert werden könnten. Kapitänin Pernille Harder sagte: "Wir waren nicht mehr weit voneinander entfernt."

Tradition Stillschweigen

Am Montag, wie gesagt, hat man sich immerhin für das Gastspiel in Ungarn zusammengerauft. Länger hätten beide Seiten kaum auf Zeit spielen können. Über die Höhe der Prämien wird im dänischen wie im österreichischen Fußball bei Frauen wie Männern stets Stillschweigen vereinbart. Das hat im europäischen Sport Tradition – im Gegensatz zu den USA, wo in vielen Sportarten sämtliche Gagen und Prämien offengelegt werden. In Europa bleiben viele Fragen offen. Auch Ruttensteiner kann keine Auskunft über die Höhe der ÖFB-Prämien für Männer und Frauen geben.

Ein Drittel? Ein Zehntel? Ein Hundertstel? Auch darüber, welchen Bruchteil der Männerprämien die Frauenprämien ausmachen, lässt sich nur spekulieren. "Dieser Vergleich macht aber gar keinen Sinn", sagt Ruttensteiner. "Schließlich lassen sich auch die Dimensionen nicht vergleichen." Damit meint der ÖFB-Sportdirektor die Einnahmemöglichkeiten, die bei den Männern dank TV-Geldern, Sponsoren, Antrittsprämien und Ticketverkäufen ungleich höher sind. Unter dem Strich: Ruttensteiner meint den Markt, der verhindert, dass die Gehaltsschere zugehen kann.

Der Gender Pay Gap (GPG), geschlechtsspezifischer Lohnunterschied, ist in Dänemark (15,1 Prozent) generell deutlich geringer als in Österreich (21,7 Prozent). Der Equal Pay Day in Österreich fiel heuer auf den 4. März. Bei gleichem Stundenlohn hätten Frauen bis zu diesem Tag demnach umsonst gearbeitet. Man kann getrost davon ausgehen, dass dieser Tag für die Fußballerinnen erst wesentlich später gekommen wäre. (Fritz Neumann, 19.9.2017)