Von den rund 47.000 Ein-Person-Unternehmen (EPU) in Wien hat ein Drittel Migrationshintergrund. Sie sind vor allem am Bau, im Verkehr und in sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (zum Beispiel Reinigung) sowie in der Beherbergung und Gastronomie tätig. Oft verfügen EPUs über geringe Einkommen.

Foto: Andreas Schnauder

Wien – In Wien gibt es rund 47.000 Ein-Personen-Unternehmen, kurz EPUs. Das sind etwa zwei Drittel aller Selbstständigen in Wien. Das geht aus einer Studie der KMU Forschung Austria hervor, die von Finanzstadträtin Renate Brauer (SPÖ) am Montag präsentiert wurde.

40 Prozent der Unternehmer von EPUs sind weiblich. Damit ist der Anteil deutlich höher als in herkömmlichen Arbeitgeberbetrieben. Dort sind es nur 26 Prozent. Auch die Akademikerquote ist mit 41 Prozent vergleichsweise hoch und ist in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Mehr als ein Drittel der EPUs hat zudem Migrationshintergrund. Die Betroffenen sind vor allem im Bau, Verkehr, in sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (zum Beispiel Reinigung) sowie in der Beherbergung und Gastronomie tätig.

Viele EPUs verfügen über ein geringes Einkommen aus der selbstständigen Tätigkeit, das als prekär bezeichnet werden kann: Während männliche EPUs auf ein Netto-Medianeinkommen von 17.889 Euro jährlich kommen, sind es bei Frauen nur 13.923 Euro. Das sei aus frauenpolitischer Sicht ein dramatischer Unterschied, sagte Brauner. Hier müsse man mehr fördern und unterstützen.

Steuerfreien Betrag erhöhen

Die Stadträtin zieht zudem einen Vergleich mit dem von der SPÖ geforderten Mindestlohn in Höhe von 1.500 Euro: Bei den EPUs sollte man zudem den steuerfreien Betrag – der liegt derzeit bei 11.000 Euro jährlich – erhöhen.

Mehr als drei Viertel üben ihre Tätigkeit hauptberuflich aus. Fast die Hälfte der EPUs macht arbeitet von zu Hause, ein Drittel hat ein eigenes Arbeitszimmer. Generell gibt es zwei Arten von Ein-Personen-Unternehmern: diejenigen, die gründen, weil sie sich selbst verwirklichen wollen. Und jene, die gründen, weil sie keine andere berufliche Möglichkeit sehen. Letztere Gruppe hat oft eine schlechtere Ausgangslage und ist häufiger von Armut betroffen. Hier tritt bei EPUs auch vermehrt das Phänomen der "Scheinselbstständigkeit" auf. Es zeichnet sich durch eine starke Abhängigkeit von einem einzigen Auftraggeber aus. Stark betroffen sind davon die Bau- und IT-Branche.

Viele Freiberufler

Die mit Abstand meisten EPUs in Wien sind mit 26 Prozent freiberufliche, technische und wirtschaftliche Dienstleister. Dazu gehören Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Gefolgt von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistern im Informations- oder Kommunikations-, Finanz- und Versicherungsbereich mit 16 Prozent. Weiters sind in Wien mit 13 Prozent (neun Prozent österreichweit) überproportional viele EPUs in der Kunst, Unterhaltungs- und der Erholungsbranche tätig.

Hauptproblem ist laut der Studie der Zugang zur Finanzierung. Für EPUs sei es schwierig, an Kredite zu kommen – fehle es doch oft an Sicherheiten wie Grundstücken oder Immobilien, die belehnt werden könnten. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, hat die Stadt gemeinsam mit der Erste Bank ein Finanzierungsinstrument entwickelt, das Klein- und Mittelbetrieben Zugang zu kurzfristigen Zwischenfinanzierungen ermöglichen soll. Damit man als Kleinunternehmer nicht "krachen geht", wenn man die Finanzierungen für den nächsten Monat nicht zusammenbringt, so Social-City-Initiatorin und Gemeinderätin Tanja Wehsely (SPÖ).

Das Modell ist bereits für Kleinstfinanzierungen ab etwa 100 Euro möglich – durchschnittlich rechnet die Bank mit Finanzierungen von 3.000 bis 4.000 Euro pro Kunde. Zinsen fallen nicht an. Ein EPU kann nach einer Bonitätsprüfung ein Treuhandkonto bei der Bank eröffnen. Pro Transaktion fallen dafür 1,5 Prozent Gebühren an. Die Laufzeit beträgt 45 Tage. (fd, 18.9.2017)