New York / Wien – Wochenlang war offenbar im Hintergrund verhandelt worden, schließlich war klar:_Beim Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Israels Premier Benjamin Netanjahu Montagabend werde es vor allem um ein Thema gehen: den umstrittenen Atomdeal mit dem Iran, den im Grunde beide ablehnen und über dessen Ende Trump gerade nachdenkt. Doch der US-Präsident hatte andere Pläne.

Bereits kurz vor dem Treffen legt er via Twitter vor: "Friede in Nahost wird ein wahrlich großes Vermächtnis für die ganze Menschheit sein!", schrieb er im Kurznachrichtendienst, und kündigte damit an, jenes Thema in den Mittelpunkt des Gespräches zu stellen, das Netanjahu gerne nur am Rande gestreift hätte. Bei der folgenden Pressekonferenz legte er noch einmal nach: Ein Nahostfriede wäre "eine fantastische Errungenschaft", an deren Chance zwar viele Menschen zweifeln würden, der man aber nun neuen Schub geben würde. "Die Gelegenheit dafür, dass wir es schaffen können, ist gut", so Trump, ohne Details zu inhaltlichen Fortschritten zu nennen.

"Ein schrecklicher Deal"

Dass es diese auch nicht gibt, machte nicht zuletzt die Reaktion Netanjahus klar, dessen Überraschung über Trumps Konzentration auf den Friedensprozess ihm auch im Gesicht abzulesen war. Er ging auf die Ausführungen des US-Staatschefs auch nur kurz ein und merkte an, dass Israel "gerne auch über den Friedensprozess sprechen will", dass dies aber nur gemeinsam mit einem Friedensschluss mit den arabischen Staaten möglich sei. Anschießend kam er schnell auf den Iran zu sprechen, dem er "wachsende Aggression in der Region" vorwarf.

Nicht nur deshalb sei das Atomabkommen ein "schrecklicher Deal", den man so bald wie möglich über Bord werfen solle. Darüber, wie es mit dem Abkommen weitergeht, muss Trump bis spätestens 15. Oktober entscheiden – bis dahin müsste er nach den Regeln des Deals vor dem US-Kongress bestätigen, dass sich Teheran an das Abkommen hält. Allerdings kündigte er mit Netanjahu ein früheres Urteil an. "Sie werden es sehr bald sehen!", sagte er zu Journalisten. (mesc, Reuters)