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Für Fed-Chefin Janet Yellen ist es ein Rätsel, warum die Inflation in den USA trotz guten Jobwachstums nicht stärker anzieht. Das hindert die Notenbanker nicht, den Rückwärtsgang einzulegen.

Foto: Reuters / Joshua Roberts

Washington – Als erste große Notenbank weltweit dämmt die US-amerikanische Federal Reserve die nach der Finanzkrise ausgelöste Geldflut ein. Sie will ihre mit Wertpapierkäufen auf 4,5 Billionen Dollar (3,75 Billionen Euro) aufgeblähte Bilanz angesichts der gut laufenden Wirtschaft ab Oktober verringern. Zudem peilt sie noch in diesem Jahr eine weitere Zinserhöhung an.

Yellen: Vollbeschäftigung in USA erreicht

Laut Fed-Chefin Janet Yellen werden die Folgen der verheerenden Hurrikans im Süden der USA ihre Pläne nicht durcheinanderwirbeln, da der Aufschwung dadurch nur vorübergehend eine Delle erhalte. Da praktisch Vollbeschäftigung herrsche, müsse die Fed auch andere Gefahren im Auge behalten: "Wir werden nicht zulassen, dass die Wirtschaft überhitzt", so Yellen.

Einstweilen beließ die Notenbank den Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld bei 1,0 bis 1,25 Prozent. Die Rahmenbedingungen für eine straffere Linie scheinen jedoch günstig: Die Wirtschaft wuchs zuletzt so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr.

Doch die als zu niedrig empfundene Inflation bereitet der Fed Kopfschmerzen: Sie strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an, diese nicht in Sichtweite ist. Laut Yellen ist es den Währungshütern ein Rätsel, warum die Preise trotz der guten Arbeitsmarktlage nicht stärker anziehen.

Dollar gestärkt

Börsianer stellen sich dennoch auf eine geldpolitische Straffung im Dezember ein: Die Wahrscheinlichkeit dafür wird jetzt auf 72 Prozent taxiert. Die Aussicht auf höhere Zinsen beflügelte den Dollar, der gegenüber dem Euro kräftig zulegte. Sollten die Anleger mit ihrer Spekulation richtig liegen, wäre es bereits die dritte Zinserhöhung in diesem Jahr nach März und Juni.

Vorreiter

Die Eurozone und Japan betreiben hingegen weiter eine Nullzinspolitik. Die Fed ist mit dem strafferen Kurs und insbesondere dem Bilanzabbau somit Vorreiter: "Es ist nur ein kleiner Schritt für die Fed, aber ein großer für die globale Geldpolitik. Damit verabschiedet sich die erste Zentralbank aus dem größten geldpolitischen Experiment der jüngeren Geschichte", sagt der Ökonom Martin Moryson von der Privatbank Sal. Oppenheim. Das Fed-Portfolio soll zunächst monatlich um zehn Milliarden Dollar reduziert werden und das Tempo dann sukzessive auf 50 Milliarden pro Monat steigen.

Druck auf EZB

In Japan schießt die Notenbank seit Jahren aus allen Rohren. Sie will die als Gift für die Konjunktur geltende ultraniedrige Inflation anheizen. Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft derzeit zwar die Zukunft ihres vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihenkaufprogramms. Dabei geht es aber eher darum, das Tempo der Käufe zu verringern, ohne bereits ein Ende zu besiegeln. In jedem Fall wird die EZB ihre Bilanz auf absehbare Zeit nicht eindampfen: "Der geldpolitische Kontrast zwischen den USA und der Eurozone ist durch die Fed-Entscheidung noch schärfer geworden. Der Druck auf den EZB-Rat, im Oktober endlich zu handeln, ist dadurch weiter gewachsen", sagt ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann.

Die Fed hatte mit dem Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren mit dafür gesorgt, dass sich die US-Wirtschaft nach der 2007 einsetzenden Finanzkrise wieder auf Wachstumskurs ging. Zudem ermöglichte die Geldflut der Wall Street einen anhaltenden Höhenflug.

Yellens Zukunft unklar

Der seit Jänner amtierende Präsident Donald Trump reklamiert diese Erfolgsbilanz jedoch für sich, wie er jüngst in seiner Rede vor den Vereinten Nationen deutlich machte. Er hat Yellen im Wahlkampf scharf angegriffen und zuletzt offengelassen, ob er sie über das Ende ihrer im Februar auslaufenden Amtszeit hinaus an der Fed-Spitze halten will. Yellen schwieg sich am Mittwoch über ihre Zukunftspläne aus: "Kein Kommentar", sagte die Fed-Chefin nur. (APA, Reuters, 21.9.2017)