Wien – Erwin Schrott gilt als Publikumsliebling, der gerne seinen Charme spielen lässt. Der Bassbariton unterhält mit mehr oder weniger witzigen Sprüchen und setzt eine Dynamik in Gang, die dazu führt, dass sich das Haus bereits unterhalten fühlt, wenn er nur seinen Namen sagt. Schrott mag dabei sympathisch wirken.

Was er Mittwochabend in der Staatsoper, von Giulio Zappa am Klavier begleitet, jedoch ansonsten bot, war künstlerisch des Rahmens und Veranstaltungsortes nicht wirklich würdig. Viel eher machte der Abend den Eindruck einer noch nicht einmal ernsthaft vorbereiteten Mogelpackung. Besonders der erste Teil mit Sarti, Marcello, Mozart und Gounod wirkte, als hätten sich zwei rasch zur Korrepetitionsprobe zusammengefunden. Der Sänger klebte an seinen Noten und machte nicht einmal den Versuch einer ansatzweisen Gestaltung. Etwas freier klang er bei zwei Arien nach der Pause, Verdis Et toi, Palerme, Boitos Son lo spirito che nega und erst recht bei den obligatorischen lateinamerikanischen Nummern. Substrahiert man jedoch die stimmliche Performance vom Unterhaltungswert, fällt die Bilanz bescheiden aus.

Natürlich kann Schrott sein Volumen mächtig aufdrehen, das wirkte jedoch – zumal neben einem bürokratisch, hart und unflexibel behandelten Klavier – eher gewaltsam und stand seltsam unmotiviert neben einem knödelnden Einheitstimbre, an dem auch vereinzelte flache Gesten nichts änderten.

Noch merkwürdiger als das eigentliche Konzert war aber die erste Zugabe: Bei der Registerarie aus Mozarts Don Giovanni machte Schrott zwar – im Gegensatz zu vielen anderen Nummern des Programms – deutlich, dass er die Bedeutung des Textes registriert hatte. Allein hier könnte aber ein Register technischer Defizite aufgelistet werden, das manch anderem nie verziehen würde: Mangelnde Stütze, abgebrochene Phrasen, hauchige Tongebung wären nur die auffälligsten davon. Große Teile des Publikums lagen ihm freilich dennoch zu Füßen. (daen, 21.9.2017)