Ein seltener Fund: Die neue Wasserläufer-Art, eingeschlossen in spanischem Bernstein.

Foto: Senckenberg

Frankfurt – Dank der Oberflächenspannung von Wasser und ihren langen Beinen sind Wasserläufer in der Lage, flink über Gewässer zu sprinten. Die zu den Wanzen zählenden Insekten sind bei uns auf Seen, Teichen und anderen Stillgewässern häufig zu finden, wo sie anderen Insekten nachstellen, die das Pech hatten, ins Wasser zu fallen. Internationale Forscher haben nun anhand eines Bernsteinfundes nachgewiesen, dass Wasserläufer bereits länger existieren als gedacht.

Mónica M. Solórzano Kraemer vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt und ihre Kollegen haben gleich zwei unbekannte wasserlaufende Wanzenarten entdeckt. Die Insekten stammen aus der Kreidezeit und repräsentieren den ältesten Nachweis dieser Gruppe.

Doch Fossilfunde dieser Insekten sind selten: zu filigran sind deren Gliedmaße, um bei der Fossilisation zerstörungsfrei erhalten zu bleiben. Auch die Erhaltung in versteinertem Harz ist unwahrscheinlich, da die wasserlebenden Tiere nicht häufig in der Nähe harzproduzierender Bäume anzutreffen sind. "Jede neue Entdeckung dieser Wanzenart ist daher spektakulär und hilft uns dabei die Ökologie der semi-aquatischen Tiere und ihre Bedeutung für das damalige Ökosystem zu verstehen", erklärt Solórzano Kraemer.

Wanzen-Gemeinschaft

Die Forscherin hat gemeinsam mit einem spanisch-französischen Team zwei Männchen und ein Weibchen der Wanzen-Familie Mesoveliidae in einem Bernstein der nordspanischen Fundstelle Peñacerrada identifiziert. Aufgrund des Vorhandenseins mehrerer Individuen in einem Bernstein geht das Forscherteam zudem davon aus, dass die feingliedrigen Insekten in Gemeinschaften lebten. "Der Fund ist der früheste Nachweis eines solchen ‚aggregativen Verhalten’ in der Erdgeschichte", sagt Solórzano Kraemer.

Möglich wurde die Bestimmung der neuen Arten erst durch den Einsatz eines Infrarotmikroskops in der Abteilung Paläontologie und Historische Geologie am Senckenberg Forschungsinstitut: Obwohl der Spanische Bernstein relativ hell und durchscheinend ist, erschweren Lufteinschlüsse und die dunkle Farbe der eingeschlossenen Tiere die Identifikation. "Mit unserem Infrarotmikroskop haben wir eine zerstörungsfreie Methode, mit der wir auch noch die kleinsten Details an den Bernstein-Einschlüssen erkennen können", fügt Solórzano Kraemer hinzu.

Diverser als gedacht

Zukünftig erhoffen sich Solórzano Kraemer und ihr Team noch weitere Nachweise von kreidezeitlichen Wanzen in den Spanischen Bernstein zu finden. "Wir gehen davon aus, dass die Wanzenfamilie sehr viel diverser war, als wir bisher belegen können. Weitere Funde werden uns helfen diese Tiergruppe besser zu verstehen und ihre Verwandtschaftsverhältnisse neu zu ordnen", meint Solórzano Kraemer. (red, 22.9.2017)