Mehr als 300.000 Passagiere sind von den geplanten Ausfällen bei der Ryanair betroffen. Doch es könnten noch mehr werden. Zudem werden Flugtickets immer teurer.

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Frankfurt/Wien – Fluggäste haben es derzeit nicht leicht. Bei der insolventen Air Berlin kommt es immer wieder zu Ausfällen. Die Piloten erkranken zeitweise im Rudel. Wie lange die bereits gebuchten Flüge auch planmäßig stattfinden, steht ohnehin in den Sternen.

Auch beim irischen Billigflieger Ryanair könnten noch mehr Flüge ausfallen als jene 2.100 bis Ende Oktober, die vom Unternehmen wegen Urlaubsfehlplanungen für die Piloten bereits angekündigt wurden. Rund 315.000 Passagiere sind davon betroffen. Der Grund für die Turbulenzen: Die Piloten fordern, dass die Ryanair nationale Beschäftigungsverträge inklusive sozialer Absicherung für alle Mitarbeiter einführt, berichtet die "Welt am Sonntag". "Wir wollen regionale Verträge nach jeweils dort gültigem Recht", sagt ein Pilot, der anonym bleiben will.

Fehlende Jobsicherheit

Kritiker werfen der irischen Ryanair seit langem vor, Scheinselbstständige zu beschäftigen. In internen Mails sollen Piloten zudem über fehlende Jobsicherheit und fehlende Pensionszusagen klagen. Einen Betriebsrat hat Ryanair nicht. Laut "Welt am Sonntag" hat sich die Mehrheit der europäischen Stützpunkte einem Forderungskatalog an die Konzernführung angeschlossen. Ziel ist die Einführung neuer Verträge für die Beschäftigten zum 1. Jänner 2018.

Jene Passagiere, die fliegen können, müssen für ihre Tickets nun deutlich mehr ausgeben als bisher. Denn Flugtickets ins Ausland haben sich im August im Vorjahresvergleich um 19,5 Prozent verteuert. Der Preis für Städteflüge ist gar um knapp 40 Prozent nach oben geschossen. Das haben Zahlen der Statistik Austria gezeigt.

Steigende Marktmacht

Ein Grund dafür ist die steigende Marktmacht einiger Anbieter, sagen Branchenvertreter. Walter Säckl, Generalsekretär vom Österreichischen Reiseverband, nennt Innsbruck als Beispiel. Als Niki die Destination noch im Angebot hatte, konnte man für knapp 100 Euro in die Tiroler Landeshauptstadt fliegen – nun muss mindestens das Doppelte veranschlagt werden. Auch bei Flügen nach Frankfurt, Prag, Sofia, Moskau oder Belgrad spüre man den Rückzug von Niki.

Peter Thier, Sprecher der AUA, nennt auch den gestiegenen Kerosinpreis als Grund für die Preissteigerung. Der Kerosinpreis sei von Juni 2016 bis Juni 2017 um 32 Prozent gestiegen. Das spiegle sich auch in den Ticketpreisen wider. Dennoch seien die Preise jener Tickets, die die AUA in Österreich verkauft, zuletzt billiger geworden, sagt Thier. Wie viel ein Ticket kostet, hängt aber immer an mehreren Faktoren: Wie viele Anbieter gibt es für die Strecke, wann wird gebucht und für welchen Zeitraum. Denn Flüge rund um Silvester, zu Ostern und in den Sommerferien seien immer teurer, weil die Nachfrage entsprechend groß ist. Es gebe laut Thier aber auch Flüge, die aufgrund des großen Wettbewerbs enorm billig geworden sind. Flüge nach Barcelona nennt der AUA-Sprecher als Beispiel.

Ein Teil des Preiseffekts sei auch dem Run auf neue Destinationen geschuldet. So würden Flüge nach Nordafrika oder in die Türkei nur noch wenig nachgefragt, umso mehr dafür Destinationen in Spanien. "Die starke Nachfrage lässt die Preise steigen", sagt Ingolf Böttcher, Referent der Abteilung Verbraucherpreisindex der Statistik Austria. Werden die Streckennetze durch die Zerschlagung der Air Berlin nun neu geknüpft, "könnte das für Passagiere weitere Verteuerungen mit sich bringen", sagt Säckl.

200 Millionen für Air Berlin

Die Lufthansa bietet derweil 200 Millionen Euro für die insolvente Air Berlin und deren Österreich-Tochter Niki. Man rechne mit einem Finanzbedarf von rund 300 Millionen Euro, denn zusätzlich zum Kaufpreis könnte der deutsche Marktführer bis zu 100 Millionen Euro Betriebskosten in der Übergangszeit übernehmen, berichtet die "Bild am Sonntag". Dem Deal müssen noch die deutschen und europäischen Wettbewerbsbehörden zustimmen. (Bettina Pfluger, 24.9.2017)