Wien – Nach dem Tod eines 14-jährigen afghanischen Mädchens, das von seinem 18-jährigen Bruder vor einer Woche in Wien-Favoriten erstochen wurde, sieht es für dessen neuen Anwalt Manfred Arbacher-Stöger von der Kanzlei Farid Rifaat "nicht so aus, dass es sich um einen Ehrenmord handelt".

Die Tat sei nicht geplant gewesen, "mein Mandant war selbst total entsetzt von dieser Eskalation des Streits", sagte Arbacher-Stöger, der zusammen mit Philipp Winkler von der Kanzlei Rudolf Mayer die Vertretung des 18-Jährigen übernommen hat, am Montag. "Von einer Beauftragung kann keine Rede sein", erklärte er der APA.

In bisherigen Einvernahmen hat der Bruder erklärt, dass er seine Schwester zufällig getroffen, ihr nachgerufen und sie in ein Gespräch verwickelt habe. Dabei habe er sie aufgefordert, aus dem Krisenzentrum der Stadt Wien nach Hause zurückzukehren, weil die Eltern so viel wegen ihr weinen würden. Die Schwester habe das abgelehnt und ihm einen Stoß versetzt, um das Gespräch zu beenden. Danach will er zugestochen haben.

Auch Vater mittlerweile Beschuldigter

Der Anwalt bestätigte auch, dass mittlerweile auch der Vater als Beschuldigter geführt wird. "Wenn jemand als Beschuldigter geführt wird, heißt das aber noch lange nicht, dass Anklage erhoben wird", so der Jurist.

Laut "Kronen Zeitung" soll es aber Indizien geben, dass der Vater im Vorfeld vom Verbrechen gewusst oder einen Ehrenmord in Auftrag gegeben haben könnte. Zudem soll das getötete Mädchen im Krisenzentrum angegeben haben, dass ihr Vater ihren neuen Freund mit dem Tod bedroht habe. Videos einer U-Bahn-Überwachungskamera würden auch nahelegen, dass der 18-Jährige seine Schwester nicht zufällig getroffen hat, sondern ihr bereits von der U-Bahn-Station weg gefolgt war. (APA, red, 26.9.2017)