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Frauke Petry links, Alexander Gauland rechts.

Foto: Michael Kappeler/dpa

Sonntag, der 24. September, wird wohl für immer in die Annalen der Partei Alternative für Deutschland eingehen. Wahlergebnis von fast dreizehn Prozent, erstmals Einzug in den Bundestag – und das, obwohl die Partei erst seit vier Jahren existiert. Aber schon der Tag danach bringt den Eklat. Die Vorsitzende Frauke Petry, die sich einst selbst an die Spitze der Partei geputscht hatte, will der Fraktion ihrer Partei nicht angehören.

Hier bricht mit einem Paukenschlag hervor, was längst für alle sichtbar war. Der Richtungsstreit in der AfD dominierte den "gärigen Haufen" (Alexander Gauland) schon seit der Entmachtung des Gründers Bernd Lucke 2015. Dass Nachfolgerin Petry angezählt ist, war spätestens seit dem Parteitag im April klar, bei dem sie von der Mehrheit der Parteimitglieder für ihre moderatere Linie gnadenlos abgewatscht wurde. Dabei ging es neben der Frage, wie weit man sich nach rechts öffnen darf, aber vor allem darum, wer in der Partei die Macht hat. Dieses Ringen schienen auf den ersten Blick das rechtsnationale Urgestein Alexander Gauland und Parteichef Jörg Meuthen für sich entschieden zu haben. Auch was die Öffnung nach rechts betrifft, schien klar: Moderat "ist nischt" – wenn schon, dann mitten rein in den braunen Gatsch. Petry stand damals ziemlich brüskiert da. Spitzenkandidaten wurden Alice Weidel und Alexander Gauland. Jetzt schlägt Petry zurück.

Sie will zwar nicht Teil der Fraktion sein, aber weiterhin AfD-Parteichefin bleiben. Sie stehe hinter fast allen Inhalten des Parteiprogramms, könne aber mit den "abseitigen Tönen" in der Partei nicht mehr mit. "Vernünftige konservative Politik" wolle sie anbieten, sagt sie am Montag auf dem Podium, neben ihr die staunenden Parteikollegen. Klingt auf den ersten Blick schizophren. Ist auf den zweiten eher der lange vorbereitete Versuch einer Fraktions- oder gar Parteispaltung, wofür einige deutsche Medien auch Belege haben wollen.

Demnach werden sich zumindest die Abgeordneten aus Nordrhein-Westfalen um Petrys Mann Marcus Pretzell Petry anschließen. Auch in Sachsen, wo Petry als Listenerste angetreten war, hat sie breite Unterstützung. Sollten ausreichend viele Abgeordnete folgen (gesamt mindestens 36), ließe sich eine eigene Fraktion bilden. Zum eigentlichen rechten Lager werden in der AfD etwa ein Drittel der Mitglieder gezählt. Potenzial ist also da. Petry pokert hoch, aber es geht schließlich um nichts Geringeres als die Macht. (Manuela Honsig-Erlenburg, 25.9.2017)