Bild nicht mehr verfügbar.

Puerto Rico wurde schwer von Hurrikan "Maria" getroffen.

Foto: Reuters/Carlos Garcia Rawlins

San Juan/Washington – Angesichts der schweren Zerstörung durch Hurrikan "Maria" in Puerto Ricowächst die Kritik am Katastrophenmanagement von US-Präsident Donald Trump. Bewohner des US-Außengebietes in der Karibik äußerten sich entsetzt, dass die Regierung in Washington zu lange gebraucht habe, um nach dem Wirbelsturm für die Grundversorgung der rund 3,4 Millionen Menschen mit Trinkwasser und Lebensmitteln zu sorgen. Auch am Dienstag, knapp eine Woche nachdem "Maria" über den Inselstaat hinweggefegt war, war die Stromversorgung noch nicht wiederhergestellt. Das Mobilfunk-Netz funktionierte ebenfalls nicht.

Der Gouverneur des US-Außengebiets hatte bereits zuvor Unterstützung durch die Bundesregierung in Washington gefordert. "Das ist eine humanitäre Katastrophe, die 3,4 Millionen US-Bürger betrifft", hieß es in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme von Gouverneur Ricardo Rossello.

"Wir werden die volle Unterstützung durch die US-Regierung brauchen. Die Leute dürfen nicht vergessen, dass wir US-Bürger sind – und stolz darauf", so Rossello weiter. "Angesichts der fragilen wirtschaftlichen Lage von Puerto Rico bitten wir die Regierung von Präsident Donald Trump und den US-Kongress, entschlossen zu handeln, um Puerto Rico wieder aufzubauen." Zuletzt stand das Außengebiet mehrfach am Rand der Pleite und ist auf Hilfe aus Washington angewiesen. "Wir brauchen jetzt sofort Taten", sagte Rossello. Sonst werde es einen "massiven Exodus" von der Insel geben.

"Beispielloser Einsatz"

Das Weiße Haus hatte wenige Stunden zuvor die Darstellung zurückgewiesen, Trump widme der Lage in dem Außengebiet nicht genügend Aufmerksamkeit. Die Regierung habe einen "beispiellosen" Einsatz geleistet, um den Menschen auf Puerto Rico mit Bundesmitteln zu helfen, sagte Trumps Sprecherin Sarah Sanders in Washington. Die Reaktion sei "alles andere" als langsam gewesen. Man werde weiterhin alles tun, was möglich sei.

Unterdessen wurden in Puerto Rico die Aufräumarbeiten fortgesetzt. Am Dienstag sollten sich die Mitarbeiter der Regierung und die Angestellten vieler Privatfirmen wieder zur Arbeit melden. In einigen Teilen der Insel gab es wieder Strom und fließendes Wasser. Mangel herrschte allerdings noch immer an Benzin. Nur etwa 30 Prozent der Tankstellen waren geöffnet. Zahlreiche Puerto Ricaner wollten auf das US-Festland fliegen. Allerdings war der Flugverkehr noch immer eingeschränkt, viele Reisende hingen am Flughafen fest.

Nachdem Trump dafür kritisiert worden war, dass er in mehreren Twitternachrichten harsche Kritik an Footballspielern übte, sich aber gleichzeitig nicht zu der Zerstörung auf Puerto Rico äußerte, legte er am Montagabend (Ortszeit) nach.

Milliarden-Verschuldung

"Puerto Rico, das bereits zuvor unter einer maroden Infrastruktur und massiven Schulden gelitten hat, steckt in ernsthaften Problemen", twitterte Trump. "Das alte Elektrizitätsnetz, das in einem fürchterlichen Zustand war, wurde zerstört. Lebensmittel, Wasser und Medikamente sind die Hauptpriorität – da läuft es gut." Er beteuerte, die Menschen in Puerto Rico seien ihm "sehr wichtig" und seine Regierung leiste dort massive Katastrophenhilfe. Zugleich kündigte er an, die Insel am Dienstag kommender Woche zu besuchen.

Dann erinnerte er die Puerto Ricaner noch daran, dass sie mit Milliarden US-Dollar bei Banken in der Kreide stehen. In einer Art Konkursverfahren werden derzeit die Verbindlichkeiten restrukturiert. Eine Kontrollkommission verordnete schmerzhafte Einschnitte. Puerto Rico leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, hohen Sozialausgaben, der Abwanderung vieler junger Leute und einer schlechten Infrastruktur.

Musiker gegen Trump

US-Sänger Marc Anthony (49) hat unterdessen mit deutlichen Worten mehr Hilfe für seine Landsleute im vom Hurrikan gebeutelten Puerto Rico gefordert. "Mister Präsident, halten Sie ihr Maul beim Thema NFL. Machen Sie etwas für die Leute, die in Puerto Rico in Not sind", twitterte der Musiker am Montag (Ortszeit) in die Richtung von Donald Trump.

Der US-Präsident hatte sich in den vergangenen Tagen mehrfach kritisch dazu geäußert, dass sich Spieler der American-Football-Liga NFL während der Nationalhymne hinknien. Damit wollen sie gegen soziale Ungerechtigkeit und Rassismus protestieren. US-Medien hatten bereits gefragt, ob Trump nichts Wichtigeres zu tun habe.

Anthony ("I Need to Know") ist als Sohn puerto-ricanischer Eltern in New York geboren und war zehn Jahre lang mit Latino-Sängerin Jennifer Lopez verheiratet. Die 48-Jährige kündigte am Sonntag an, eine Million Dollar für die Betroffenen von Hurrikan "Maria" in dem US-Außengebiet zu spenden. Auch der dortige Gouverneur fordert von Washington angesichts der schweren Verwüstungen mehr Unterstützung.

Als assoziierter Freistaat gehört die Insel nicht zu den Vereinigten Staaten. Zwar sind die Bewohner US-Bürger, aber sie dürfen nicht an der Präsidentschaftswahl teilnehmen, und ihre Delegierten im Kongress in Washington haben kein Stimmrecht. Zuletzt stimmten die Puerto Ricaner in einem Referendum dafür, sich um eine Aufnahme in die USA zu bemühen. Das letzte Wort hat aber der Kongress. (APA, 26.9.2017)