Jerusalem – Ein palästinensischer Attentäter hat drei Israelis im besetzten Westjordanland erschossen. Der Mann habe das Feuer auf Wachleute am Eingang einer Siedlung nahe Jerusalem eröffnet, wie die israelische Polizei am Dienstag mitteilte. Die Sicherheitskräfte hätten den Attentäter getötet. Ein weiterer Israeli wurde schwer verletzt.

Israels Staatspräsident Reuven Rivlin verurteilte den Anschlag. "Der grausame Terrorangriff zeigt einmal mehr die tägliche Front, an der unsere Sicherheitskräfte in der wichtigsten Mission stehen – die Sicherheit der Bürger Israels zu schützen und zu verteidigen", schrieb Rivlin auf Twitter.

Bei Kontrolle Waffe gezogen

Der 37-jährige Angreifer stammte aus dem palästinensischen Nachbarort Beit Surik und habe eine Arbeitserlaubnis gehabt, wie eine Polizeisprecherin sagte. Er sei gemeinsam mit anderen Arbeitern auf die Sicherheitskräfte am Eingang der Siedlung Har Adar zugegangen. Als diese ihn kontrollieren wollten, habe er seine Waffe gezogen.

Die Armee riegelte anschließend das Dorf des Angreifers und die Umgebung ab. Palästinenser dürften nach Sicherheitskontrollen und nur aus humanitären Gründen den Bereich verlassen oder betreten, sagte eine Sprecherin.

Siedlungsstopp gefordert

Die jüdische Siedlung Har Adar befindet sich am Rande des Westjordanlandes, nordöstlich von Jerusalem. Israel hat im Sechs-Tage-Krieg 1967 das Westjordanland erobert und kontrolliert es seither weitgehend. Mittlerweile leben dort rund 420.000 israelische Siedler und 2,9 Millionen Palästinenser.

Der UN-Sicherheitsrat hatte im Dezember einen vollständigen Siedlungsstopp Israels gefordert. Israelische Siedlungen seien ein großes Hindernis für einen gerechten, umfassenden und dauerhaften Frieden, heißt es in der UN-Resolution.

Dutzende Tote

Seit Beginn einer Gewaltwelle vor rund zwei Jahren sind bei ähnlichen Attacken mehr als 40 Israelis getötet worden und rund 300 Palästinenser. Die meisten Palästinenser kamen bei ihren eigenen Anschlägen ums Leben.

Als Auslöser der Gewaltwelle galt ein Streit um Nutzungs- und Besuchsrechte auf dem Juden wie Muslimen heiligen Tempelberg (Al-Haram al-Sharif). Inzwischen hat die Gewalt aber eine Eigendynamik entwickelt. Das UN-Nothilfebüro Ocha schrieb Ende Mai in einem Bericht zu 50 Jahren israelischer Besatzung: "Die andauernde Besatzung, deren Ende nicht absehbar ist, fördert ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Frustration, das den Konflikt weiter antreibt."

Anschlag am Tempelberg

Zuletzt war der jahrzehntealte Konflikt im Juli eskaliert. Israel hatte nach einem tödlichen Anschlag am Tempelberg zeitweise zusätzliche Sicherheitskontrollen für Muslime eingeführt. Bei anschließenden Unruhen starben vier Palästinenser, Hunderte wurden verletzt. Ein Palästinenser erstach in einer israelischen Siedlung im Westjordanland drei Mitglieder einer Familie.

Israels stellvertretende Außenministerin Tzipi Hotovely sagte am Dienstag: "Der schreckliche Terroranschlag bei Har Adar an diesem Morgen ist die Willkommensnachricht, die die Palästinenser für den amerikanischen Gesandten Jason Greenblatt vorbereitet haben." Greenblatt ist der Nahost-Unterhändler von US-Präsident Donald Trump und wird laut dem israelischen Radio in der kommenden Woche im Heiligen Land erwartet.

Trump will einen neuen Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern anstoßen. "Die amerikanischen Bemühungen müssen sich zunächst darauf konzentrieren, den mörderischen palästinensischen Terrorismus zu stoppen", sagte Hotovely. Es mache keinen Sinn, mit jemandem zu verhandeln, der Terror fördere. (APA, 26.9.2017)