Ein Zwerchfellbruch (medizinisch "Hiatushernie") tritt relativ häufig auf. In vielen Fällen bereitet er gar keine oder nur geringe Beschwerden. Erst wenn sich der Mageneingang so verschiebt, dass der Verschlussmechanismus zwischen Speiseröhre und Magen nicht mehr richtig funktioniert, leiden die Betroffenen meist unter Refluxbeschwerden: Der saure Mageninhalt fließt in die Speiseröhre zurück und verursacht Sodbrennen und saures Aufstoßen.

"Gefährlicher sind aber jene Zwerchfellbrüche, bei denen ein Teil des Magens neben der Speiseröhre im Brustraum zu liegen kommt und nicht mehr in den Bauchraum zurückgleitet", erklärt Johannes Zacherl. Er leitet die Abteilung für Chirurgie sowie das Zentrum für Speiseröhren- und Magenchirurgie am St. Josef Krankenhaus Wien. "Diese Brüche treten häufig bei älteren Menschen auf. Selbst wenn sie kaum Beschwerden verursachen, sollte individuell eine Operation in Erwägung gezogen werden. Werden sie nicht behandelt, können sich Komplikationen wie etwa ein Einklemmen des Magens ergeben."

Symptome oft unspezifisch

Die Anzeichen für einen sogenannten paraösophagealen Zwerchfellbruch sind nicht immer eindeutig, eine Diagnose wird oft erst spät gestellt. Häufige Beschwerden sind Völlegefühl oder Atemnot nach dem Essen, wiederkehrendes Erbrechen, Eisenmangel oder auch Herzrhythmusstörungen – die aber oft nicht mit der Hernie in Zusammenhang gebracht werden. "Es kommt immer wieder vor, dass betagte Patienten aufgrund von Herzbeschwerden untersucht werden und dabei ein großer Zwerchfellbruch entdeckt wird", so der Mediziner. Die Diagnose einer Hiatus-Hernie erfolgt entweder über eine Magenspiegelung oder eine Röntgenuntersuchung.

Die operative Behandlung eines Zwerchfellbruchs ist gut etabliert und wird in der Regel minimalinvasiv (also über kleine Hautschnitte) durchgeführt. Dabei wird der Magen wieder in die Bauchhöhle zurückverlagert und die vergrößerte Lücke im Zwerchfell durch Nähte an der Muskulatur so weit verkleinert, dass nur noch die Speiseröhre durchtreten kann, nicht aber der Magen. Der Schwachpunkt des Verfahrens: Nach fünf Jahren liegt die Rezidivrate, also das Risiko für das erneute Auftreten eines Zwerchfellbruchs, bei 15 bis 20 Prozent.

Eine Möglichkeit, diese Rate zu verringern, ist der Einsatz von Kunststoffnetzen – eine Methode, die sich bei vielen anderen Brucharten durchgesetzt hat, die in der Umgebung der Speiseröhre jedoch durch Einengungen oder Einwachsen des Netzes zu schweren Komplikationen führen kann. Im St. Josef Krankenhaus in Wien wird stattdessen zur Verstärkung der Bruchnaht ein rein biologisches Gewebe eingesetzt: der linke Leberlappen.

Leber als Verstärkung

Dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe zu Speiseröhre und Magen und kann hinter die beiden Organe gelegt und zur Verstärkung der Bruchnaht verwendet werden, ohne dass die Leber selbst dadurch beeinträchtigt wird. Die Methode wird vorwiegend bei Patienten mit sehr großen oder wiederholten Brüchen gewählt, bei denen eine möglichst widerstandsfähige Rekonstruktion des Zwerchfells erreicht werden soll.

Je nach Größe des Bruchs dauert die Operation bis zu zwei Stunden. "Die Ergebnisse sind bisher sehr gut. Wir glauben, dass wir damit die Rückfallsquote bei großen Brüchen stark reduzieren können", so Zacherl. Die genauen Ursachen für einen Zwerchfellbruch sind übrigens nicht bekannt. Vermutet wird eine Verschleißerscheinung des Bindegewebes, aber auch anhaltend zu hoher Druck auf das Zwerchfell, etwa durch Übergewicht. (red, 26.9.2017)